Be­hand­lung mit Zol­gens­ma nur bei me­di­zi­ni­scher Er­for­der­lich­keit

Die Kran­ken­kas­se muss die Be­hand­lung eines an spi­na­ler Mus­kela­tro­phie Typ 1 er­krank­ten Kin­des mit dem "teu­ers­ten Me­di­ka­ment der Welt" Zol­gens­ma nicht be­zah­len, wenn kein Arzt diese Be­hand­lung für in­di­ziert hält und eine The­ra­pie mit dem Arz­nei­mit­tel Spin­ra­za bis­lang er­folg­reich ver­läuft. Das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nie­der­sach­sen-Bre­men ent­schied, al­lein der Wunsch der El­tern, ihr Kind möge mit Zol­gens­ma be­han­delt wer­den, sei keine Grund­la­ge für eine Zah­lungs­pflicht.

Erb­krank­heit wird mit Spin­ra­za be­han­delt

Bei einem Mäd­chen wurde im fünf­ten Le­bens­mo­nat eine spi­na­le Mus­kela­tro­phie Typ 1 dia­gnos­ti­ziert. Un­be­han­delt führt die schwe­re Erb­krank­heit häu­fig in den ers­ten zwei Le­bens­jah­ren zum Tod. Die be­han­deln­den Ärzte be­gan­nen im No­vem­ber 2019 eine The­ra­pie mit dem zu­ge­las­se­nen Arz­nei­mit­tel Spin­ra­za, die bis­lang er­folg­reich ver­läuft. Gleich­wohl ver­lang­ten die El­tern des Mäd­chens eine Gen­the­ra­pie mit Zol­gens­ma, die sie für me­di­zi­nisch über­le­gen hal­ten. Die Kran­ken­kas­se lehn­te den An­trag ab und ver­wies auf die – da­mals – noch feh­len­de Zu­las­sung von Zol­gens­ma. Fer­ner sei die The­ra­pie auch nicht an­ge­zeigt, da die bis­he­ri­ge Be­hand­lung er­folg­reich sei und wei­te­re Bes­se­rung ver­spre­che.

Al­lein Be­hand­lungs­wunsch der El­tern löst keine Zah­lungs­pflicht aus

Das LSG hat die Rechts­auf­fas­sung der Kran­ken­kas­se im Er­geb­nis be­stä­tigt. Zwar könn­ten die be­han­deln­den Ärzte Zol­gens­ma nun­mehr im Rah­men ihrer The­ra­pie­frei­heit an­wen­den. Al­ler­dings müsse eine sol­che Be­hand­lung auch me­di­zi­nisch er­for­der­lich und ärzt­lich be­ab­sich­tigt sein. Die El­tern hät­ten je­doch keine Ärzte be­nannt, die Zol­gens­ma auch ein­set­zen woll­ten. Ob des­sen Wirk­sam­keit bei un­voll­stän­di­ger Stu­di­en­la­ge tat­säch­lich über­le­gen sei, könne dabei of­fen­blei­ben. Denn die bis­he­ri­ge Be­hand­lung mit Spin­ra­za sei wirk­sam und künf­tig aus­sichts­reich. Der al­lei­ni­ge Be­hand­lungs­wunsch der El­tern könne keine Grund­la­ge für eine Zah­lungs­pflicht der Kran­ken­kas­se sein.

LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 22.06.2020 - L 16 KR 223/20 B ER

Redaktion beck-aktuell, 6. Juli 2020.

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