Kein Hartz-IV-Wi­der­spruch per E-Mail

Wer gegen einen Hartz-IV-Be­scheid Wi­der­spruch ein­le­gen will, soll­te dies nicht per ein­fa­cher E-Mail tun. Denn dies ent­spricht nicht der ge­setz­li­chen Form, wie das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nie­der­sach­sen-Bre­men ent­schie­den hat. Der Wi­der­spruch sei dann un­zu­läs­sig.

Hartz-IV-Emp­fän­ger kla­gen

Ge­klagt hat­ten zwei Hartz-IV-Emp­fän­ger. Wegen schwan­ken­den Ein­kom­mens be­rech­ne­te das Job­cen­ter die Leis­tun­gen des Paa­res zu­nächst vor­läu­fig, bis im De­zem­ber 2019 die end­gül­ti­ge Fest­set­zung er­folg­te. Die Be­schei­de ent­hiel­ten eine Rechts­be­helfs­be­leh­rung, wo­nach ein Wi­der­spruch "schrift­lich oder zur Nie­der­schrift" ein­zu­le­gen sei. Nach­dem das Paar mit ein­fa­cher E-Mail Wi­der­spruch ein­ge­legt hatte, wies das Job­cen­ter schrift­lich dar­auf hin, dass die Form­er­for­der­nis­se nicht ge­wahrt seien, da die tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen einer ein­deu­ti­gen Ur­he­ber­schaft so nicht ge­währ­leis­tet seien. Das Paar müsse den Wi­der­spruch form­ge­recht nach­rei­chen, da er sonst un­zu­läs­sig sei. Dem hiel­ten die Leis­tungs­emp­fän­ger ent­ge­gen, dass in den Be­schei­den nicht stehe, dass kein Wi­der­spruch per E-Mail er­fol­gen könne. Nach ihrer An­sicht sage der Hin­weis "schrift­lich oder zur Nie­der­schrift" jedem, der nor­mal bei Ver­stand sei, dass der Wi­der­spruch per Fax, per Nie­der­schrift oder per E-Mail ein­ge­legt wer­den könne. Für einen nor­ma­len Men­schen sei nicht nach­voll­zieh­bar, wes­halb Un­ter­schie­de zwi­schen Fax und E-Mail ge­zo­gen wür­den. E-Mails ge­hör­ten zur ganz nor­ma­len täg­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on.

LSG: Zu­min­dest ein­fa­che E-Mail nicht aus­rei­chend

Das LSG hat die Rechts­auf­fas­sung des Job­cen­ters be­stä­tigt. Zwar könne ein Wi­der­spruch auch in elek­tro­ni­scher Form ein­ge­reicht wer­den. Al­ler­dings sei dann eine qua­li­fi­zier­te elek­tro­ni­sche Si­gna­tur oder eine ab­sen­der­au­then­ti­fi­zier­te Über­sen­dung (zum Bei­spiel als De-Mail) er­for­der­lich. Dem­ge­gen­über rei­che eine ein­fa­che E-Mail nicht aus. Da das Job­cen­ter auf die­sen Weg nicht hin­ge­wie­sen habe, könne sich höchs­tens die Wi­der­spruchs­frist von einem Monat auf ein Jahr ver­län­gern. Al­ler­dings hät­ten die Leis­tungs­emp­fän­ger auch in die­sem Zeit­raum kei­nen form­ge­rech­ten Wi­der­spruch nach­ge­reicht. Sie hät­ten al­lein dar­auf be­harrt, dass eine ein­fa­che E-Mail aus­rei­che. Gegen die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on hat das Paar Be­schwer­de ein­ge­legt.

LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil vom 04.11.2021 - L 11 AS 632/20

Redaktion beck-aktuell, 13. Dezember 2021.

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