LSG Nie­der­sach­sen-Bre­men: Kein Can­na­bis zur Be­hand­lung von ADS/ADHS

Ein ADS/ADHS-Kran­ker hat kei­nen An­spruch auf die Ver­ord­nung von Can­na­bis zur Lin­de­rung sei­ner Be­schwer­den. Can­na­bis könne nur bei schwer­wie­gen­den Er­kran­kun­gen ver­ord­net wer­den, stell­te das Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nie­der­sach­sen-Bre­men klar. Es sei keine an­er­kann­te Aus­weich­be­hand­lung bei ADS/ADHS (Be­schluss vom 27.11.2018, Az.: L 16 KR 504/18 BER).

All­ge­mein­me­di­zi­ner ver­ord­ne­te Can­na­bis-Be­hand­lung

Zu­grun­de lag das Ver­fah­ren eines 31-jäh­ri­gen Man­nes, der an einer ADS/ADHS-Er­kran­kung litt. Eine The­ra­pie mit Ri­ta­lin ver­ur­sach­te Schwä­che, Ap­pe­tit- und Kraft­lo­sig­keit als Ne­ben­wir­kun­gen. Der Mann wand­te sich an einen um­strit­te­nen Arzt und Ak­ti­vis­ten, der ihm Can­na­bis zur Sym­ptom­be­hand­lung emp­fahl. Da der Arzt in­zwi­schen über keine Kas­sen­zu­las­sung mehr ver­füg­te, er­folg­te die Ver­ord­nung in Zu­sam­men­ar­beit mit einem zu­ge­las­se­nen All­ge­mein­me­di­zi­ner.

Kran­ken­kas­se will Be­hand­lungs­kos­ten nicht über­neh­men

Die Kran­ken­kas­se lehn­te die Kos­ten­über­nah­me ab, da keine schwer­wie­gen­de Er­kran­kung vor­lie­ge und die Ver­wen­dung von Can­na­bis bei die­sem Krank­heits­bild me­di­zi­nisch zwei­fel­haft sei. Im ge­richt­li­chen Eil­ver­fah­ren woll­te der Mann die um­ge­hen­de Ver­sor­gung er­rei­chen, da er das Prä­pa­rat zur Lin­de­rung gra­vie­ren­den Sym­pto­me drin­gend be­nö­ti­ge.

Schon Dia­gno­se ADHS ist nicht ge­si­chert

Das LSG hat die Rechts­auf­fas­sung der Kran­ken­kas­se be­stä­tigt. Can­na­bis könne nur bei schwer­wie­gen­den Er­kran­kun­gen ver­ord­net wer­den. Beim An­trag­stel­ler sei noch nicht ein­mal die Dia­gno­se ADHS ge­si­chert. Ge­si­chert sei hin­ge­gen, dass er völ­lig auf die Me­di­ka­ti­on mit Can­na­bis fi­xiert sei. Der Arzt habe weder ei­ge­ne Be­fun­de er­ho­ben, noch Dia­gno­sen ge­stellt. Wegen sei­ner The­ra­pie­the­sen sei er als Me­di­zi­ner um­strit­ten.

Nut­zen von Can­na­bis bei ADS/ADHS zwei­fel­haft

Die me­di­zi­ni­sche Stu­di­en­la­ge lasse den Nut­zen von Can­na­bis bei die­ser Er­kran­kung zwei­fel­haft er­schei­nen, so das Ge­richt wei­ter. Denn Can­na­bis könne das Ri­si­ko für ADHS im Er­wach­se­nen­al­ter sogar stei­gern. Hy­per­ak­ti­ve Sym­pto­me einer Er­wach­se­nen-ADHS seien mit pro­ble­ma­ti­schem Can­na­bi­s­um­gang as­so­zi­iert.

Can­na­bis keine be­lie­bi­ge Be­hand­lungs­al­ter­na­ti­ve

"Die So­zi­al­ge­rich­te wer­den zu­neh­mend mit ähn­li­chen Fäl­len be­fasst", so LSG-Pres­se­spre­cher Cars­ten Kre­schel zur jüngs­ten Ent­wick­lung. Das neue Ge­setz habe bei ei­ni­gen Men­schen fal­sche Vor­stel­lun­gen ge­weckt. Can­na­bis solle schwe­re Krank­hei­ten lin­dern. Es sei keine be­lie­bi­ge Be­hand­lungs­al­ter­na­ti­ve oder Hilfe zur All­tags­be­wäl­ti­gung.

LSG Niedersachsen-Bremen, Beschluss vom 27.11.2018 - L 16 KR 504/18

Redaktion beck-aktuell, 10. Dezember 2018.

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