LSG Nie­der­sach­sen-Bre­men ge­währt Be­för­de­rungs­kos­ten zu ent­fern­te­rer Schu­le: Ober­schu­le ist nicht gleich Gym­na­si­um

Die Kos­ten für die Schü­ler­be­för­de­rung von Hartz-IV-Emp­fän­gern in Bre­men sind von der Stadt­ge­mein­de zu tra­gen. Dies gilt laut Lan­des­so­zi­al­ge­richt Nie­der­sach­sen-Bre­men auch dann, wenn die vom Schü­ler be­such­te Schu­le nicht die nächst­ge­le­ge­ne ist, aber deren Bil­dungs­gang von dem der nä­he­ren ab­weicht (Ur­teil vom 09.03.2018, Az.: L 15 AS 69/15). Im zu­grun­de­lie­gen­den Fall hatte der Schü­ler ein Gym­na­si­um be­sucht und war von der Stadt­ge­mein­de auf eine näher zu sei­nem Wohn­ort ge­le­ge­ne Ober­schu­le ver­wie­sen wor­den.

Schü­ler be­an­trag­te Über­nah­me der Kos­ten für Be­för­de­rung zu Schu­le

Ge­klagt hatte ein bre­mi­scher Schü­ler, der im Bezug von Grund­si­che­rungs­leis­tun­gen nach dem SGB II ("Hartz IV") stand. Er be­such­te seit dem Schul­jahr 2010/2011 ein Gym­na­si­um, das circa sechs Ki­lo­me­ter von sei­ner Woh­nung ent­fernt ge­le­gen ist. Den An­trag auf Über­nah­me der Schü­ler­be­för­de­rungs­kos­ten hatte die Stadt­ge­mein­de Bre­men mit der Be­grün­dung ab­ge­lehnt, dass der Klä­ger eine sei­ner Woh­nung näher ge­le­ge­ne, circa zwei Ki­lo­me­ter ent­fern­te, zu Fuß er­reich­ba­re Ober­schu­le be­su­chen und dort eben­falls das Ab­itur er­lan­gen könne. Der Schü­ler, so die Be­hör­de, müsse sich auf den Be­such der zu sei­ner Woh­nung näher ge­le­ge­nen Ober­schu­le als nächst­ge­le­ge­ne Schu­le des ge­wähl­ten Bil­dungs­gangs im Sinne des § 28 Abs. 4 SGB II ver­wei­sen las­sen.

Kos­ten wegen ab­wei­chen­den Bil­dungs­an­ge­bo­tes der näher ge­le­ge­nen Schu­le zu über­neh­men

Das LSG ist die­ser Auf­fas­sung nicht ge­folgt. Es hat die Stadt­ge­mein­de Bre­men ver­ur­teilt, dem Schü­ler die ent­stan­de­nen Schü­ler­be­för­de­rungs­kos­ten für den Be­such des bre­mi­schen Gym­na­si­ums zu er­stat­ten. Zur Be­grün­dung hat das LSG im We­sent­li­chen aus­ge­führt, dass die von der Be­klag­ten vor­ge­schla­ge­ne Ober­schu­le nicht den­sel­ben Bil­dungs­gang im Sinne des § 28 Abs. 4 SGB II an­bie­te wie das von dem Klä­ger ge­wähl­te Gym­na­si­um. Es han­de­le sich nicht um den­sel­ben Bil­dungs­gang zur Er­lan­gung des Ab­iturs, wenn ei­ner­seits an einem Gym­na­si­um nach durch­ge­hen­dem Un­ter­richt von Klas­se fünf bis zwölf das Ab­itur er­wor­ben wer­den könne, an­de­rer­seits auf einer Ober­schu­le von Klas­se fünf bis zehn oder in einer "Schnel­läu­fer­klas­se" nach fünf Jah­ren in der Regel zu­nächst der mitt­le­re Schul­ab­schluss er­wor­ben werde, um da­nach an einem wei­te­ren Schul­zen­trum der Se­kun­dar­stu­fe II mit be­triebs­wirt­schaft­li­chem Schwer­punkt in wei­te­ren drei Jah­ren das Ab­itur zu ab­sol­vie­ren. Daher habe der Schü­ler einen An­spruch auf Über­nah­me der Schü­ler­be­för­de­rungs­kos­ten zu dem von ihm be­such­ten Gym­na­si­um.

LSG Niedersachsen-Bremen, Urteil vom 09.03.2018 - L 15 AS 69/15

Redaktion beck-aktuell, 30. April 2018.

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