An­trag auf Ren­ten­er­hö­hung: Rent­ner mit Teil­zeit­job schei­tert vor Ge­richt

Das al­lei­ni­ge Ein­zah­len des Ar­beit­ge­bers in die Ren­ten­ver­si­che­rung er­höht nicht die Rente des Be­schäf­tig­ten, so das LSG Hes­sen im Fall eines Al­ters­rent­ners in Teil­zeit­be­schäf­ti­gung. Der Mann müsse auf seine Ver­si­che­rungs­frei­heit ver­zich­ten und selbst Bei­trä­ge zah­len.

In der Regel zah­len Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber sowie deren Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer Ren­ten­bei­trä­ge. Wer da­ge­gen be­schäf­tigt ist und be­reits eine Al­ters­ren­te be­zieht, gilt gemäß § 5 Abs. 4 SGB VI als ver­si­che­rungs­frei – dann zah­len nur die Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­ber. Diese Ab­ga­ben er­hö­hen die Rente der be­schäf­tig­ten Al­ters­rent­ne­rin­nen und -rent­ner je­doch nicht. Sie kön­nen ihre Rente nur da­durch er­hö­hen, dass sie auf die Frei­heit von Ab­ga­ben ver­zich­ten und Bei­trä­ge in die Ren­ten­ver­si­che­rung ein­zah­len, ent­schied das LSG Hes­sen (Ur­teil vom 23.04.2024 – L 2 R 36/23).

Aus­gangs­punkt der Ent­schei­dung ist der An­trag auf eine hö­he­re Rente des Al­ters­rent­ners. Der 1949 ge­bo­re­ne Mann bezog aus sei­ner Ver­si­che­rung be­reits Leis­tun­gen, wäh­rend er wei­ter­hin einer Teil­zeit­be­schäf­ti­gung nach­ging. Er be­grün­de­te den An­trag damit, dass sein Ar­beit­ge­ber wei­ter­hin Bei­trä­ge zur Ren­ten­ver­si­che­rung für ihn ent­rich­te­te. Da­durch, dass diese Bei­trä­ge bei der Be­rech­nung der Ren­ten­hö­he nicht be­rück­sich­tigt wer­den, werde er in sei­nen Grund­rech­ten ver­letzt, so der Ver­si­cher­te. 

Ver­zicht auf Ver­si­che­rungs­frei­heit ma­ß­geb­lich

Die Rich­te­rin­nen und Rich­ter folg­ten je­doch der Ar­gu­men­ta­ti­on der Ren­ten­ver­si­che­rung: Ohne einen Ver­zicht auf die Frei­heit von Ab­ga­ben zur Ren­ten­ver­si­che­rung gemäß § 230 Abs. 9 SGB VI be­stehe kein An­spruch auf Ren­ten­er­hö­hung. Zahlt der Ar­beit­ge­ber ohne Ver­zicht der oder des Be­schäf­tig­ten gemäß § 172 Abs. 1 SGB VI wei­ter, wür­den die Bei­trä­ge kei­nem Ver­si­che­rungs­kon­to zu­ge­ord­net und er­höh­ten dem­nach die Rente der Ver­si­cher­ten nicht.

Diese Re­ge­lung traf der Ge­setz­ge­ber auch mit Blick auf den Ar­beits­markt; er habe Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­bern den An­reiz neh­men wol­len, Al­ters­rent­ne­rin­nen und -rent­ner nur wegen ihrer Ver­si­che­rungs- und Ab­ga­ben­frei­heit zu be­schäf­ti­gen. Somit soll­te eine Blo­ckie­rung frei­er Ar­beits­plät­ze durch ver­si­che­rungs­freie Be­schäf­tig­te aus rein wirt­schaft­li­chen Grün­den ver­mie­den wer­den. Dies sei des­halb ver­fas­sungs­ge­mäß, weil der Ge­setz­ge­ber so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­che Sys­te­me nicht so aus­ge­stal­ten müsse, dass Geld­leis­tun­gen in vol­ler Äqui­va­lenz zu den Bei­trä­gen stün­den.

Das Ge­richt führ­te wei­ter aus, das Fle­xi­ren­ten­ge­setz vom 1. Ja­nu­ar 2017 habe auf die de­mo­gra­fi­schen Ver­än­de­run­gen in der Ge­sell­schaft sowie den Fach­kräf­te­man­gel re­agiert. Die Ren­ten­er­hö­hung durch Ver­zicht auf die Ver­si­che­rungs­frei­heit sei eine be­ab­sich­tig­te Mög­lich­keit, um eine Ren­ten­er­hö­hung zu be­wir­ken und so­wohl die von den Ar­beit­ge­be­rin­nen und Ar­beit­ge­bern als auch den Be­schäf­tig­ten ge­zahl­ten Bei­trä­ge bei der Ren­ten­be­rech­nung zu be­rück­sich­ti­gen.

Die Re­vi­si­on wurde nicht zu­ge­las­sen. 

LSG Hessen, Urteil vom 23.04.2024 - L 2 R 36/23

Redaktion beck-aktuell, js, 15. Mai 2024.

Mehr zum Thema