London zieht britische Richter aus Hongkong ab

Als Reaktion auf die Beschränkungen durch das Pekinger Sicherheitsgesetz zieht die frühere Kolonialmacht Großbritannien überraschend ihre Richter vom Obersten Gericht in Hongkong ab. "Wir sehen einen systematischen Verfall der Freiheit und Demokratie in Hongkong", begründete die britische Außenministerin Liz Truss am 30.03.2022 in London einer Mitteilung zufolge den Schritt.

Verfall der Freiheit und Demokratie in Hongkong nicht mehr tragbar

Seit der Einführung des chinesischen Sicherheitsgesetzes im Jahr 2020 seien Meinungs- und Pressefreiheit systematisch unterdrückt worden. "Die Situation hat einen Kipppunkt erreicht, an dem es nicht länger haltbar für britische Richter ist, Teil des führenden Hongkonger Gerichts zu sein", sagte Truss weiter. Man riskiere ansonsten, die Unterdrückung in Chinas Sonderverwaltungsregion zu legimitieren.

China schränkt Rechte und Freiheiten immer mehr ein

Aus Sicht der britischen Regierung haben Richter aus Großbritannien im Hongkonger Justizsystem bisher eine wichtige Rolle gespielt. China habe in den vergangenen Jahren jedoch deutlich die Rechte und Freiheiten der sieben Millionen Hongkonger sowie die unabhängige Gesetzgebung und Rechtsprechung eingeschränkt, auf die sich Peking und London im Jahr 1984 in ihrer gemeinsamen Erklärung zur Rückgabe der ehemaligen britischen Kronkolonie 1997 geeinigt hätten.

Entscheidung des Supreme Court zum Rückzug

Der Supreme Court, das höchste britische Gericht, habe die Situation in Kooperation mit der britischen Regierung kontinuierlich geprüft und sei zu der Entscheidung gekommen, die britischen Richter abzuziehen, hieß es in der Mitteilung. Der Rückzug wirft aus Sicht von Beobachtern ein Schlaglicht auf die anhaltende Untergrabung der Rechtsstaatlichkeit in Hongkong, die lange als einer der Gründe für den Erfolg des asiatischen Wirtschafts- und Finanzzentrums galt.

Redaktion beck-aktuell, 31. März 2022 (dpa).