Linke: GroKo ver­schlie­ßt Augen vor ex­plo­die­ren­den Arz­nei­prei­sen

Die Prei­se be­son­ders für neue Arz­nei­mit­tel sind in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren stark an­ge­stie­gen. Dies geht aus einer Ant­wort der Bun­des­re­gie­rung auf eine An­fra­ge der Lin­ken-Frak­ti­on her­vor. Dem­nach stie­gen die Durch­schnitts­prei­se für neue (pa­tent­ge­schütz­te) Me­di­ka­men­te von 2008 bis 2017 um mehr als das Vier­fa­che (981,54 Euro auf 4.457,63 Euro). Die Spre­che­rin für Arz­nei­mit­tel­po­li­tik und Pa­ti­en­ten­rech­te der Lin­ken-Frak­ti­on, Syl­via Ga­bel­mann, er­klär­te dazu: "Die alte und die neue GroKo haben keine Ant­wor­ten dar­auf, dass die Kran­ken­ver­si­che­rung immer mehr zum Selbst­be­die­nungs­la­den der Phar­ma­in­dus­trie wird. Die Ge­set­ze zur Preis­be­gren­zung sind so löch­rig, dass sie am Ende viel zu wenig brin­gen.“

Arz­nei­mit­tel­aus­ga­ben um bis zu 91% ge­stie­gen

Die Arz­nei­mit­tel­aus­ga­ben der Ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung (GKV) und damit der Bei­trags­zah­ler leg­ten laut Bun­des­re­gie­rung von 2007 bis 2016 um 33,7% zu. Dar­über hin­aus seien die Aus­ga­ben für die zehn teu­ers­ten Prä­pa­ra­te von 2007 bis 2016 um mehr als 84% ge­stie­gen (2.204 Euro auf 4.070 Euro). Für in­di­vi­du­el­le Re­zep­tu­ren – grö­ß­ten­teils Krebs­me­di­ka­men­te – nah­men dem­nach die Aus­ga­ben um 91,3%  zu. Und ob­wohl die Ver­ord­nungs­zah­len von 2011 auf 2016 um 16,4% san­ken, stei­ger­te sich der Um­satz in die­sem Zeit­raum um 29,3%.

Linke: Sys­tem funk­tio­niert nicht

Der Preis für Arz­nei­mit­tel, deren Zu­satz­nut­zen für Pa­ti­en­ten be­legt sei, soll­te sich haupt­säch­lich an Pro­duk­ti­ons- und Ent­wick­lungs­kos­ten ori­en­tie­ren. Wenn sich aber der the­ra­peu­ti­sche Fort­schritt ins­ge­samt in Gren­zen halte und die Prei­se neuer Me­di­ka­men­te trotz­dem ex­plo­dier­ten," funk­tio­niert das Sys­tem nicht“, meint Syl­via Ga­bel­mann.

Recht­li­cher Hin­ter­grund

Seit Ein­füh­rung der Arz­nei­mit­tel­markt­neu­ord­nung 2011 müs­sen Phar­ma­her­stel­ler den Zu­satz­nut­zen eines neuen Pro­duk­tes nach­wei­sen. Den Zu­satz­nut­zen be­wer­tet der Ge­mein­sa­me Bun­des­aus­schuss (G-BA), das höchs­te Ent­schei­dungs­gre­mi­um der Selbst­ver­wal­tung im Ge­sund­heits­we­sen. Auf die­ser Basis fin­den dann im ers­ten Jahr nach Markt­ein­tritt Preis­ver­hand­lun­gen zwi­schen Her­stel­ler und GKV statt. Im ers­ten Jahr kann der Her­stel­ler einen Preis nach sei­nen Vor­stel­lun­gen ver­an­schla­gen.

Grö­ße­re Her­aus­for­de­run­gen für Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter

Ge­setz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung und Bun­des­re­gie­rung ver­su­chen seit Jah­ren, den Preis­an­stieg bei Arz­nei­mit­teln in Zaum zu hal­ten. An­ge­sichts die­ser Zah­len könn­ten auf den mög­li­chen neuen Ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) auch in die­sem Be­reich grö­ße­re Her­aus­for­de­run­gen zu­kom­men.

Redaktion beck-aktuell, 28. Februar 2018 (dpa).

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