Nicht alle Regionen gleichmäßig betroffen
Es müsse verhindert werden, dass die Kommunen nach einer einmaligen Entschuldung sofort neue Schulden anhäuften. Laut dem Funke-Bericht steht das Angebot im Raum, dass der Bund die Hälfte der Kosten für eine Entschuldung übernimmt. Für eine Grundgesetzänderung wäre nicht nur eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag nötig, und damit die Zustimmung zumindest von Teilen der Opposition, sondern auch im Bundesrat. Verschuldete Kommunen gibt es in allen Bundesländern, nicht alle Regionen sind aber gleich stark betroffen. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben die Kommunen hohe Kassenkredite. Bei anderen Ländern mit weniger stark verschuldeten Kommunen wie etwa Baden-Württemberg gab es daher bereits Widerstand gegen entsprechende Überlegungen der Koalition.
Entlastungsidee kommt von Scholz
Das Vorhaben ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgehalten: "Im Rahmen der Bund-Länder-Finanzbeziehungen wollen wir den Kommunen bei der Lösung der Altschuldenproblematik helfen", heißt es darin. Die Entlastungsidee ist ein Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch aus früherer Zeit. Er war aber 2020 als Bundesfinanzminister unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Widerstand aus der Union und mehreren Bundesländern gescheitert. Auch FDP-Bundespolitiker hatten sich damals kritisch geäußert.
Kollektive politische Kraftanstrengung erforderlich
SPD-Fraktionsvize Achim Post sagte am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur, der Koalitionsvertrag habe eine gute Basis für eine faire Altschuldenlösung gelegt. "Dieses Angebot des Bundes steht." Lindner habe dies jetzt richtigerweise noch einmal unterstrichen. "Ich erwarte, dass sich jetzt auch die Länder konstruktiv in die Gespräche einbringen", sagte Post. Letztlich sei eine Lösung nur als kollektive politische Kraftanstrengung zu schaffen. "Angesichts steigender Energiepreise und Zinsen sowie in der Folge steigender Investitionskosten sind gerade die hochverschuldeten Kommunen jetzt umso mehr auf eine faire Altschuldenlösung angewiesen."
Nordrhein-Westfalen besonders an Lösung interessiert
Lindner stammt aus Nordrhein-Westfalen, wo besonders viele Kommunen hoch verschuldet sind und wo am nächsten Sonntag ein neuer Landtag gewählt wird. Der dortige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte im November in einer Regierungserklärung gesagt, seine Landesregierung sei bereit, "einen angemessenen Beitrag" zur Lösung des Altschuldenproblems zu leisten. Zugleich trat er dafür ein, den Kommunen strukturell bei den Soziallasten zu helfen.