Land muss Kredit an MV-Werften-Mutter Genting nicht auszahlen

Etappensieg für das Land Mecklenburg-Vorpommern: Es muss einen 78 Millionen Euro schweren Kredit an den Mutterkonzern der insolventen MV Werften, Genting Hongkong, vorerst nicht auszahlen. Das Landgericht Schwerin wies am Montag einen Eilantrag von Genting ab. Der Konzern habe nicht hinreichend darlegen können, dass er ohne die Auszahlung der 78 Millionen Euro in einer existenziellen Notlage sei. Damit sei eine Einstweilige Verfügung ausgeschlossen.

Mehrere Handlungsoptionen für Genting

Ob Genting gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen wird, blieb zunächst offen. Ein anwaltlicher Vertreter des Konzerns im Gericht wollte sich unmittelbar nach der Verhandlung nicht dazu äußern. Bei einem Gerichtstermin am Dienstag vergangener Woche hatte sich Genting auf das Vorliegen eines gültigen Kreditvertrags aus dem Juni 2021 berufen und auf Auszahlung zum jetzigen Zeitpunkt bestanden. Genting könnte nun in Berufung gehen, was den Streit vor das Oberlandesgericht in Rostock bringen würde. Außerdem ist denkbar, dass der Konzern einen sogenannten Hauptsacheantrag stellt, um an das Geld zu gelangen.

Corona-Pandemie macht Konzern zu schaffen

Das Land hatte Genting Hongkong den Kredit gewährt, um eine für 2024/2025 prognostizierte Liquiditätslücke bei dem Konzern perspektivisch zu schließen. Genting meldete die Auszahlungsnotwendigkeit im Dezember 2021 an, weil bereits eine Liquiditätslücke klaffe. Der Tourismuskonzern Genting ist infolge der anhaltenden Corona-Pandemie mit seinem Kreuzfahrtgeschäft in Schwierigkeiten geraten. In Mecklenburg-Vorpommern ließ der Konzern Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf bauen. Das Land verweigerte die Auszahlung des Kredits im Dezember unter anderem mit der Begründung, dass die Zukunft der MV Werften nicht gesichert sei. Am vergangenen Montag meldete Genting dann Insolvenz für die MV Werften mit ihren rund 2.000 Beschäftigten an. Der Handel der Genting-Aktie wurde am 7. Januar für fast eine Woche an der Hongkonger Börse ausgesetzt und stürzte bei Wiederaufnahme steil ab. Ende der Woche erholte sich der Kurs leicht.

SPD-Minister mit Gerichtsentscheidung zufrieden

Wirtschaftsminister Reinhard Meyer und Finanzminister Heiko Geue (beide SPD) begrüßten die Entscheidung des Landgerichts. "Wir fühlen uns mit dem Richterspruch bestätigt", erklärten beide in einer gemeinsamen Mitteilung. Zugleich betonten sie: "Es ging dem Land nicht darum, sich einer Auszahlung des Darlehens generell zu verweigern. Eine mögliche Auszahlung des Darlehens war jedoch erst ab dem Jahr 2024 geplant. Eine Auszahlung zum jetzigen Zeitpunkt hätte vorausgesetzt, dass sowohl für Genting als auch für die MV Werften weiterhin eine positive Fortführungsperspektive gegeben ist. Das ist jedoch nicht der Fall." Inzwischen hat Land auch den Darlehensvertrag gekündigt.

Linke fordert Rückkehr zum Verhandlungstisch

Im Landtag blieben die Reaktionen zurückhaltend. Die Fraktionsvorsitzende der mitregierenden Linken, Jeannine Rösler, appellierte an die Konzernführung, es bei dem Urteil zu belassen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Die Fertigstellung der Global I ist wichtig und nach wie vor möglich", meinte sie. Dazu müsse Genting Hongkong allerdings bereit sein, ein wirtschaftliches Angebot für den Kauf des Schiffes zu machen. Aus Sicht der oppositionellen FDP kann die Landesregierung vorerst aufatmen und der Steuerzahler auch. Das Hauptverfahren bleibe aber abzuwarten, warnte der Fraktionsvorsitzende René Domke.

Redaktion beck-aktuell, 18. Januar 2022 (dpa).