Bank muss Kunden Hackerschaden nicht voll ersetzen

Die Volksbank Raiffeisenbank Dachau muss eine Familie, die auf Hacker hereingefallen ist und einen Schaden von über 20.000 Euro davontrug, nicht voll entschädigen. Dies zeigt ein Verfahren vor dem Landgericht München II, dass sich am Donnerstag für eine Zahlung von 6.500 Euro aussprach, insbesondere für den besonders geschädigten Sohn. Die Bank will aber nur 2.000 Euro zahlen. Sie wirft ihren Kunden grobe Fahrlässigkeit vor.

Mit ausgespähter Pin über 20.000 Euro abgehoben

Die Familie hatte von den Hackern ein gefälschtes Schreiben im Namen der Bank erhalten, mit Instruktionen für einen bald ankommenden Brief zur Freischaltung der "SecureGo"-Mobiltelefonapp für Volksbankkunden. Die Betrüger hatten zuvor schon die Pin ausgespäht, räumten die Konten leer und buchten 20.117 Euro ab. Das gefälschte Schreiben enthielt drei Rechtschreibfehler, optische Abweichungen zu anderen Schreiben der Bank und führte die Kunden auf eine gefälschte Website, die eine andere Domainendung aufwies. "Das Schreiben ist schon gut", relativierte jedoch der Vorsitzende Richter.

Bank sollte wenigstens dem Sohn etwas zahlen

Er sprach sich für eine Zahlung der Bank über 6.500 Euro an den Sohn aus, der allein durch den Betrug mehr als 12.000 Euro verloren hatte und "der wirklich gar nichts dafür konnte." Gleichzeitig betonte das Gericht, dass eine höhere Instanz anders entscheiden könnte. Einen vergleichbaren Fall hat es laut LG bislang an keinem anderen deutschen Gericht gegeben. Die Familie nahm mit einwöchiger Widerrufsmöglichkeit die von der Bank angebotenen 2.000 Euro an, obwohl die Kammer eine höhere Summe empfohlen hatte. Die Täter konnten bislang nicht ermittelt werden.

LG München II

Redaktion beck-aktuell, 3. Februar 2022 (dpa).