Missbrauch in über 600 Fällen: Fußballtrainer verurteilt

Ein Jugendfußballtrainer verging sich über Jahre mit vermeintlichen "Physiotherapie"-Behandlungen an seinen Spielern. Nun hat ihn das LG München I wegen Hunderter sexueller Übergriffe und 153 Vergewaltigungen zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt - die von der Staatsanwaltschaft geforderte Sicherungsverwahrung lehnte man jedoch ab.

Die Staatsanwaltschaft hatte neben den Vergewaltigungen mehr als 800 Missbrauchsfälle und sexuelle Übergriffe angeklagt, das Gericht verurteilte nun in 488 Fällen wegen sexueller Übergriffe. Den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener sah das Gericht (Urteil vom 07.03.2024 - 11 KLs 458 Js 211628/21) nicht als erfüllt an, weil die Opfer dem Angeklagten nicht "zur Überwachung in der Lebensführung" anvertraut gewesen seien. Es sprach aber "von absoluten Grenzfällen" bei den Taten, die sich beispielsweise im Trainingslager abgespielt hätten - weit entfernt von den Eltern der Jugendlichen.

Der frühere Cheftrainer und sportliche Leiter eines Vereins im Landkreis München hatte eingeräumt, sich bei angeblichen physiotherapeutischen Behandlungen an den Teenagern vergangen und sie in zahlreichen Fällen auch vergewaltigt zu haben. Dabei nahm er laut Staatsanwaltschaft nach einem immer gleich ablaufenden Muster auf einer Massageliege in der Kabine des Fußballvereins, beim Trainingslager oder auch in seinem Haus sexuelle Handlungen an den jungen Fußballern vor und gab an, dies diene der Durchblutung der Muskulatur.

Von einer Sicherungsverwahrung im Anschluss an die Haft sah das LG schließlich ab, da sich der Trainer therapiebereit gezeigt habe. Zwar attestierte ihm das Gericht einen Hang zu Sexualstraftaten und war der Meinung, er sei auch weiterhin gefährlich. Doch auch angesichts der Dauer der verhängten Strafe und des Umstandes, dass der Mann bislang nicht vorbestraft war, sei die Maßnahme nicht unerlässlich.

LG München I, Urteil vom 07.03.2024 - 11 KLs 458 Js 211628/21

Redaktion beck-aktuell, mam, 8. März 2024 (ergänzt durch Material der dpa).