Scha­dens­er­satz-Klage gegen Impf­stoff­her­stel­ler As­tra­Ze­ne­ca ab­ge­wie­sen

Das Land­ge­richt Hof hat eine Scha­dens­er­satz­kla­ge wegen Be­schwer­den nach einer Co­ro­na-Imp­fung gegen den Impf­stoff­her­stel­ler As­tra­Ze­ne­ca ab­ge­wie­sen. Das sagte eine Ge­richts­spre­che­rin heute der Deut­schen Pres­se-Agen­tur. Die Ent­schei­dung sei be­reits am 03.01. ver­kün­det wor­den, die Klä­ge­rin habe da­nach Be­ru­fung beim Ober­lan­des­ge­richt Bam­berg ein­ge­legt. Das Ver­fah­ren dürf­te zu den ers­ten gegen einen Co­ro­na-Impf­stoff­her­stel­ler in Deutsch­land ge­hö­ren.

Darm­venen­throm­bo­se nach As­tra­Ze­ne­ca-Imp­fung

Die 33-jäh­ri­ge Klä­ge­rin wurde An­fang März 2021 mit dem Covid-19-Impf­stoff Va­x­ze­vria des bri­tisch-schwe­di­schen Her­stel­lers As­tra­Ze­ne­ca ge­impft. Kurz dar­auf er­litt sie eine Darm­venen­throm­bo­se, wor­auf­hin ihr ein er­heb­li­cher Teil des Darms ent­fernt wer­den muss­te. In der Folge lei­det sie unter er­heb­li­chen Be­schwer­den und Ein­schrän­kun­gen. Sie ver­klag­te des­halb den Impf­stoff­her­stel­ler auf Schmer­zens­geld und Scha­dens­er­satz. Sie be­haup­te­te, der Her­stel­ler habe trotz An­halts­punk­ten für eine er­höh­te Throm­bo­se­an­fäl­lig­keit das Throm­bo­se­ri­si­ko sys­te­ma­tisch ver­harm­lost. Mitte März 2021 waren Imp­fun­gen mit Va­x­ze­vria vor­über­ge­hend aus­ge­setzt wor­den. Grund waren sel­te­ne Fälle von Hirn­venen­throm­bo­sen (Blut­ge­rinn­sel) in Kom­bi­na­ti­on mit einer re­du­zier­ten Zahl von Blut­plätt­chen. Unter an­de­rem die eu­ro­päi­sche Arz­nei­mit­tel­be­hör­de EMA nahm die Fälle unter die Lupe und kam zu dem Er­geb­nis, dass der Nut­zen der Imp­fung ein­deu­tig das Ri­si­ko über­wie­ge.

LG: Keine Haf­tung des Her­stel­lers: Weder Pro­dukt- noch In­for­ma­ti­ons­feh­ler

Das LG hat die Klage ab­ge­wie­sen. Der Her­stel­ler hafte der Klä­ge­rin nicht nach § 84 Abs. 1 AMG. Es liege weder ein Pro­dukt- noch ein In­for­ma­ti­ons­feh­ler vor. Ein Pro­dukt­feh­ler nach § 84 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 AMG setz­te ein ne­ga­ti­ves Nut­zen-Ri­si­ko-Pro­fil für die Ge­samt­heit der po­ten­ti­el­len An­wen­der vor­aus. An­halts­punk­te dafür gebe es nicht. Viel­mehr sei vom PRAC-Aus­schuss der Eu­ro­päi­schen Arz­nei­mit­tel­agen­tur (EMA) wie­der­holt ein po­si­ti­ves Nut­zen-Ri­si­ko-Pro­fil fest­ge­stellt wor­den. Was die In­for­ma­ti­ons­pflicht an­be­tref­fe, ge­nü­ge zwar ein ernst zu neh­men­der Ver­dacht, um eine Pflicht zur Auf­nah­me eines Hin­wei­ses in die Arz­nei­mit­tel­in­for­ma­ti­on zu be­grün­den. An­halts­punk­te dafür hät­ten aber zum Zeit­punkt des In­ver­kehr­brin­gens oder An­fang März 2021 nicht be­stan­den. Sons­ti­ge An­sprü­che kämen eben­falls nicht in Be­tracht. Die Klä­ge­rin hat Be­ru­fung ein­ge­legt. Das OLG be­stä­tig­te deren Ein­gang. Ob es zu einer Ver­hand­lung kom­men wird, ist nach An­ga­ben eines OLG-Spre­chers noch un­klar. Der zu­stän­di­ge Senat be­ra­te nun das wei­te­re Vor­ge­hen.

LG Hof, Urteil vom 03.01.2023 - 15 O 22/21

Redaktion beck-aktuell, 25. April 2023 (ergänzt durch Material der dpa).

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