Vier Jahre Haft für Kindesmissbrauch ohne Körperkontakt

Ein Pfarrer schickte Kindern in Videochats pornografisches Material und forderte sie zu sexuellen Handlungen auf. Für den sexuellen Missbrauch ohne Körperkontakt ist er nun zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Die Strafhöhe sei durch die "schiere Masse der Fälle" bedingt, so das LG Fulda.

Der ehemalige katholische Pfarrer nahm das Urteil regungslos zur Kenntnis, sah den Vorsitzenden Richter Joachim Becker zeitweise dabei an. Sein Anwalt Axel Dohmann allerdings zeigte sich mit dem Urteil unzufrieden: "Wir werden mit Sicherheit Revision einlegen", kündigte er nach der Urteilsverkündung an.

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt a.M. hingegen ist mit dem Urteil zufrieden, sagte der leitende Oberstaatsanwalt Benjamin Krause. Das Urteil zeige, dass sexueller Missbrauch von Kindern auch ohne Körperkontakt nicht akzeptiert werde. Die Staatsanwaltschaft hatte im Vorfeld viereinhalb Jahre Haft für den 43-Jährigen gefordert. Die Verteidigung hatte sich für eine Strafe von höchstens zwei Jahren ausgesprochen, die zur Bewährung ausgesetzt werden sollte.

Strafmildernde Umstände

Die schiere Masse der Fälle habe den Angeklagten in diese Strafhöhe gebracht, erklärte das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Es sah es als erwiesen an, dass sich der Mann in Chatverläufen auf einer Videochatplattform in mehreren Fällen des Besitzes und der Verbreitung von kinderpornografischem Material schuldig gemacht habe. In einigen Chatverläufen habe er Kindern, die auch als solche zu erkennen gewesen seien, zum Teil "hartes kinderpornografisches" Material vorgespielt. Auch habe er Kinder und Jugendliche zu sexuellen Handlungen aufgefordert und sich selbst bei solchen gezeigt. Das dabei entstandene Videomaterial habe er abgespeichert und behalten.

In seinem Urteil fasste das Gericht mehrere Einzelstrafen zusammen, führte Becker aus. Die höchste Einzelstrafe für ein Vergehen belief sich auf zweieinhalb Jahre. Strafmildernd für den Mann habe sich ausgewirkt, dass er geständig war. Im Übrigen habe der Prozess auch Folgen für ihn gehabt: "Er wird nie wieder als Priester arbeiten können, er ist gesellschaftlich ruiniert und das sind natürlich alles Umstände, die zugunsten des Angeklagten sprechen", sagte Gerichtssprecher Dominik Dute. Auch vorbestraft sei der Mann nicht.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe war er suspendiert worden. Zuletzt äußerte er sein Bedauern für seine Taten: "Für dieses Verhalten schäme ich mich sehr", sagte er. Durch seine inzwischen begonnene Therapie sei ihm bewusst geworden, welches Leid er mit seinem Tun verursacht habe. Er betonte, dass es in seiner Tätigkeit als Gemeindepfarrer im Bistum Fulda zu keinerlei Übergriffen gegenüber Gemeindemitglieder gekommen sei.

Ermittlungen nach Hinweisen aus den USA

Staatsanwalt Krause verwies auf die Hilfe amerikanischer Behörden bei der Bekämpfung von Missbrauch in Deutschland. "Das Urteil zeigt heute, dass die Strafverfolgung möglich ist. Man muss aber ehrlich sein und sagen, die ist derzeit nur möglich, weil wir Hinweise aus den USA bekommen." Dort würden Internetdienstanbieter verbotenes Material den Behörden melden. Als Strafverfolger würde er sich wünschen, dass es auch in Europa Möglichkeiten gebe, dass Internetdienstanbieter verbotenes Material nach dem Fund den zuständigen Behörden zur Verfügung stellen.

Der Anstoß der Ermittlungen gegen den Angeklagten sei laut Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt im Mai 2022 aufgrund eines Hinweises der US-amerikanischen Organisation "National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC)" erfolgt. Der Mann geriet dabei in Verdacht, Dritten über das Internet kinderpornografisches Material zugänglich gemacht zu haben.

Redaktion beck-aktuell, bw, 28. Oktober 2024 (dpa).