Millionenschaden für Krankenkassen
In der Apotheke wurden laut Urteil individuell zubereitete Infusionslösungen hergestellt, die in ihrer "Qualität nicht unerheblich gemindert waren". Der Schaden für die Krankenkassen beläuft sich nach Berechnungen der Richter auf rund 17 Millionen Euro. Dieser laut Urteil illegal erzielte Gewinn wird vom Staat eingezogen.
Schwerwiegende Hygieneverstöße
"Wir sind überzeugt, dass mindestens 14.500 Arzneimittel zwischen 2012 und 2016 unterdosiert waren", sagte Richter Johannes Hidding. Dies sei das Ergebnis eines Vergleichs zwischen eingekauften und abgerechneten Wirkstoffen. Außerdem gehen die Richter von großen Hygieneverstößen aus. Der Angeklagte sei nicht nur einmal dabei beobachtet worden, wie er das Labor in Straßenkleidung betreten habe. "Dabei ist Hygiene gerade für immungeschwächte Krebspatienten immens wichtig", hieß es im Urteil.
Habgier war Motiv
Der Angeklagte habe von den Straftaten wirtschaftlich erheblich profitiert. "Er hat ganz schlicht aus Habgier gehandelt", sagte Hidding. "Luxusgüter spielten für ihn eine ganz große Rolle." Der 48-Jährige war am 29.11.2016 festgenommen worden, er sitzt seitdem ununterbrochen in Untersuchungshaft. Bei einer Durchsuchung der Bottroper Apotheke waren zuvor unterdosierte Infusionslösungen sichergestellt worden, die zur Auslieferung bereitstanden.
Mitarbeiter deckten Skandal auf
Der Medikamentenskandal war von zwei Mitarbeitern des Angeklagten aufgedeckt worden. Für ihre Enthüllungen wurden sie 2017 mit dem Deutschen Whistleblower-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird vergeben an Menschen, die Risiken eingehen, um Missstände aufzudecken, die ihnen in ihrer dienstlichen oder amtlichen Tätigkeit bekannt geworden sind. Im Prozess hat sich der 48-Jährige nicht zu den Vorwürfen geäußert. Das Urteil lautet auf Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz und auf Betrug.