LG Ber­lin: Steck­kar­ten im Zi­ga­ret­ten­re­gal dür­fen Warn­hin­wei­se auf Ver­pa­ckun­gen über­de­cken

Steck­kar­ten in Zi­ga­ret­ten­re­ga­len dür­fen die vor­ge­schrie­be­nen Warn­hin­wei­se auf den Ver­pa­ckun­gen über­de­cken, da die Ta­bak­erzeug­nis-Ver­ord­nung nicht die Ver­kaufs­mo­da­li­tä­ten re­gelt. Dies hat das Land­ge­richt Ber­lin mit Ur­teil vom 20.03.2018 ent­schie­den und damit eine Un­ter­las­sungs­kla­ge des Bun­des­ver­ban­des der Ver­brau­cher­zen­tra­len und Ver­brau­cher­ver­bän­de ab­ge­wie­sen (Az.:16 O 104/17).

Ver­brau­cher­schüt­zer mo­nier­ten Ver­de­ckung der Warn­hin­wei­se durch Steck­kar­ten

Die Un­ter­las­sungs­kla­ge rich­te­te sich gegen ein Un­ter­neh­men, das auch Ta­bak­erzeug­nis­se ver­kauft. Das Un­ter­neh­men hatte die Zi­ga­ret­ten­pa­ckun­gen im Ver­kaufs­re­gal so hin­ter Steck­kar­ten plat­ziert, dass die Warn­hin­wei­se auf den Pro­dukt­pa­ckun­gen nicht mehr zu sehen waren. Der Ver­brau­cher­schutz­ver­band meint, dass Steck­kar­ten in Zi­ga­ret­ten­re­ga­len so an­ge­bracht wer­den müs­sen, dass die Warn­hin­wei­se schon bei der Prä­sen­ta­ti­on der Zi­ga­ret­ten­schach­teln er­kenn­bar sind.

LG: Ta­bak­erzeug­nis-Ver­ord­nung re­gelt Ver­kaufs­mo­da­li­tä­ten nicht

Das Land­ge­richt hat die Klage je­doch ab­ge­wie­sen. Aus der ma­ß­geb­li­chen Ta­bak­erzeug­nis-Ver­ord­nung er­ge­be sich nicht klar, ob sie auch für Ver­kaufs­mo­da­li­tä­ten gelte. Nach dem Wort­laut der Ver­ord­nung sei ge­re­gelt, dass die Warn­hin­wei­se zum Zeit­punkt, in dem die Zi­ga­ret­ten­pa­ckun­gen zum Ver­kauf an­ge­bo­ten wür­den, nicht ver­deckt sein dürf­ten. Bei den Steck­kar­ten selbst han­de­le es sich aber le­dig­lich um ein Zu­be­hör, um den Ver­kauf zu ge­stal­ten. Selbst wenn man davon aus­ge­hen würde, dass die Ver­ord­nung ent­spre­chend der Auf­fas­sung des Bun­des­ver­ban­des auch re­geln würde, wie die Steck­kar­ten an­ge­bracht sein müss­ten, ver­hel­fe dies der Klage nicht zum Er­folg. Denn die Ver­ord­nung dürfe sol­che weit­ge­hen­den Er­for­der­nis­se nicht auf­stel­len.

Keine ge­setz­li­che Grund­la­ge in Bezug auf An­brin­gung von Steck­kar­ten

Bei der Ta­bak­erzeug­nis-Ver­ord­nung han­de­le es sich um eine Re­ge­lung, die vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Er­näh­rung und Land­wirt­schaft im Ein­ver­neh­men mit wei­te­ren Bun­des­mi­nis­te­ri­en ver­ord­net wor­den sei. Wie bei jeder Ver­ord­nung sei ein ent­spre­chen­des Ge­setz, die Er­mäch­ti­gungs­grund­la­ge, er­for­der­lich. Die hier ma­ß­geb­li­chen eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­schrif­ten re­gel­ten je­doch keine Ver­kaufs­mo­da­li­tä­ten. Die Ge­set­ze be­zö­gen sich al­lein auf die Warn­hin­wei­se auf den Zi­ga­ret­ten­ver­pa­ckun­gen selbst. Mit­hin fehle es an der not­wen­di­gen ge­setz­li­chen Grund­la­ge in Bezug auf Steck­kar­ten.

LG Berlin, Urteil vom 20.03.2018 - 16 O 104/17

Redaktion beck-aktuell, 20. März 2018.

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