Vermittlungsausschuss: Länder-Justizministerien wollen neue Abschieberegeln entschärfen

Auch nach der Annahme verschärfter Abschieberegeln im Bundestag gibt es Widerstand aus den Justizministerien der Länder. Der Rechtsausschuss des Bundesrats sprach sich nach Berichten der "Welt" und der "Süddeutschen Zeitung" am 12.06.2019 mehrheitlich dafür aus, das "Geordnete-Rückkehr-Gesetz" in den Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat zu überweisen. Der "Welt" zufolge bedeutet dies, dass auch einige Vertreter von Unions-geführten Landes-Justizministerien für eine Entschärfung des Gesetzes von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gestimmt haben.

Streit um Abschiebehaft in normalen Gefängnissen

Die Initiative sei von drei Grünen-Justizministern ausgegangen, schrieb die Zeitung weiter, die sich auf Angaben aus der Berliner Justizverwaltung berief. Grund der Kritik ist den Berichten zufolge, dass künftig Abschiebehaft in normalen Gefängnissen erlaubt sein soll – wobei Strafgefangene und Ausreisepflichtige allerdings räumlich getrennt untergebracht werden müssen.

Berliner Justizsenator: Anrufung des Vermittlungsausschusses unerlässlich

"Die Anrufung des Vermittlungsausschusses ist unerlässlich, um rechtsstaatliche Mindeststandards im Gesetz zu verankern", sagte der Berliner Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) der "Süddeutschen" und der "Welt". "Die Unterbringung ganzer Familien in der Strafhaft verstößt dagegen eklatant." CDU-geführte Justizministerien hatten die Neuerung bereits im März in einer Erklärung kritisiert.

Scheitern des Gesetzes eher unwahrscheinlich

Wenn es im Bundesrat bei seiner Sitzung am 28.06.2019 eine Mehrheit für die vorgeschlagene Anrufung des Vermittlungsausschusses gibt, könnte dies das Gesetz verzögern. Dass es scheitert, ist aufgrund der Regeln des Verfahrens aber sehr unwahrscheinlich. Der Bundestag hatte das Gesetz am 07.06.2019 nach hitzigen Debatten in einem Paket mit einer Reihe von Neuregelungen zu Asyl, Arbeitsmigration und Abschiebungen beschlossen.

Redaktion beck-aktuell, 13. Juni 2019 (dpa).

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