Toledo ist der "dicke Fisch"
Alejandro Toledo, von 2001 bis 2006 Staatspräsident von Peru, wird als der "dicke Fisch“ in einem Korruptionsskandal bezeichnet, der epische Ausmaße annimmt. Aber dieser Fisch ist entwischt. Der Ex-Präsident Perus, der vom Schuhputzer zum ersten Mann im Staate aufgestiegen war, soll bis zu 20 Millionen US-Dollar Bestechungsgeld kassiert haben. Für den Bau einer Straße, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Es gibt Hinweise, dass Toledo damit mehrere teure Immobilien finanziert hat.
Per internationalen Haftbefehl gesucht
Seit Tagen gibt es um ihn ein Katz-und-Maus-Spiel. Die Justiz in Peru hat einen internationalen Haftbefehl beantragt. Erst war er in Frankreich, dann wurde er mit seiner Frau in den USA gesichtet. Toledo wollte von dort weiter nach Israel, wo er und seine Frau Eliane Karp, die auch die israelische Staatsbürgerschaft haben soll, bestens vernetzt sind. Die Regierung Israels verlangt aber zunächst Aufklärung, um diplomatische Spannungen zu vermeiden. So ist Toledo wohl weiterhin in den USA. Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski, in Toledos Amtszeit Wirtschaftsminister, hat daher in einem Telefonat US-Präsident Donald Trump um Hilfe bei der Auslieferung gebeten. Toledo spricht via Facebook von einer "Hexenjagd". Er, der sich als Kämpfer gegen Korruption inszenierte, weist alle Vorwürfe zurück.
Brasilianischer Baukonzern Odebrecht löste Skandal aus
Alejandro Toledo ist längst nicht der einzige Spitzenpolitiker in Lateinamerika, der in einen der größten Schmiergeldskandale der Welt verwickelt ist. Wie ein Schneeball, der immer größer wird, erfasst der Skandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht von Brasilien ausgehend immer mehr Länder der Region. Vor allem, weil Behörden in Brasilien, den USA und der Schweiz knallhart ermitteln. Angefangen hat das "Odebrecht-Beben" in Brasilien mit dem "Lava Jato"-Skandal ("Autowäsche") um Schmiergelder bei Auftragsvergaben des halbstaatlichen Petrobras-Konzerns. Politiker erhielten eine satte "Provision", wenn sie beim Zuschlag halfen, etwa für den Bau von Bohrplattformen. Nach und nach kam ein System systematischer Bestechung in mehreren Ländern ans Licht. Odebrecht "refinanzierte" die Kosten offensichtlich dadurch, dass Bauprojekte am Ende viel teurer waren - so kostete der Ausbau der Interoceánica in Peru am Ende statt der geplanten 850 Millionen US-Dollar 2,1 Milliarden.
Eigene Bestechungsabteilung im Konzern
Insgesamt sollen 785 Millionen Dollar (734 Mio Euro) Schmiergelder in zwölf Ländern geflossen sein. Es soll im Konzern extra eine eigene "Bestechungsabteilung" gegeben haben. Mehrere Manager hatten durch ihre Aussagen die Ausmaße des Skandals ans Licht gebracht. Sie hoffen auf eine gnädige Kronzeugenregelung, nachdem der langjährige Chef Marcelo Odebrecht zu mehr als 19 Jahren Haft verurteilt worden war.
Liste der ins Zwielicht Geratenen ist lang
Bis zu Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos reicht die Liste der ins Zwielicht Geratenen. Der jetzige Präsident Kolumbiens pocht auf eine rasche Aufklärung durch die nationale Wahlbehörde von Vorwürfen, wonach Odebrecht 2014 eine Million Dollar für seine Kampagne gezahlt haben soll. "Der Schaden ist schon da", kritisiert Santos. Er vertraue der Aussage seines Wahlkampfchefs Roberto Prieto, der alle Vorwürfe bestreitet. Genauso bestreitet Panamas Präsident Juan Carlos Varela, Spenden von Odebrecht bekommen zu haben. Pikant: Er war vom einstigen Vertrauten Ramón Fonseca Mora belastet worden. Fonseca ist Partner der Kanzlei Mossack Fonseca, die zahlreichen Politikern und anderen Promis beim Ausnutzen von Steuerschlupflöchern half und durch die "Panama Papers" ins Zwielicht geriet. Fonseca und sein Partner Jürgen Mossack wurden wegen angeblicher Verstrickung in den Odebrecht-Skandal festgenommen.
Historische Strafsumme in Vergleich ausgehandelt
Vor Weihnachten willigten der von Nachfahren deutscher Einwanderer gegründete Odebrecht-Konzern und das Chemie-Unternehmen Braskem, an dem Odebrecht beteiligt ist, in einen historischen Vergleich ein: 3,5 Milliarden US-Dollar (3,3 Mrd Euro) sollen über mehrere Jahre gezahlt werden. Es ist nach Angaben des US-Justizministeriums die größte Strafsumme, auf die sich die Beteiligten je in einem Korruptionsfall geeinigt haben.
Nächste Bombe tickt schon
In Brasilien wird in Kürze die nächste "Bombe" erwartet. Der Justiz liegen zahlreiche brisante, noch unter Verschluss gehaltene Aussagen von Odebrecht-Managern vor, die die Regierung von Präsident Michel Temer erschüttern könnten. Unter dubiosen Umständen kam der in der Affäre ohne Rücksicht ermittelnde Richter am Obersten Gerichtshof, Teori Zavascki, am 19.01.2017 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Es gibt starken Druck, die Aussagen trotzdem zu veröffentlichen - für viele Bürger hat der Skandal sogar etwas Gutes: Die Jagd auch nach "dicken Fischen" könnte die Korruption eindämmen, die Justiz gilt als Gewinner: In Brasilien wird der "Lava-Jato"-Richter Sérgio Moro, der auch Konzernchef Marcelo Odebrecht hinter Gitter gebracht hat, für 2018 schon als Präsidentschaftskandidat gehandelt.