Kor­rup­ti­on? – Ga­me­stop-Streit gerät ins Vi­sier der Jus­tiz

In die Aus­ein­an­der­set­zung um die Spe­ku­la­tio­nen mit Ak­ti­en des Vi­deo­spiel­händ­lers Ga­me­stop und an­de­rer Un­ter­neh­men an der US-Börse haben sich die ers­ten Jus­tiz­be­hör­den ein­ge­schal­tet. Der te­xa­ni­sche Ge­ne­ral­staats­an­walt Ken Pax­ton teil­te mit, In­for­ma­tio­nen von Ro­bin­hood und einer Reihe wei­te­rer On­line-Bro­ker an­ge­for­dert zu haben, um her­aus­zu­fin­den, ob bei den Be­schrän­kun­gen des Han­dels mit Ak­ti­en von Ga­me­stop alles mit rech­ten Din­gen zu­ge­gan­gen ist.

Staats­an­walt: "Es stinkt nach Kor­rup­ti­on"

Es gebe an­schei­nend Ab­spra­chen von Hedge­fonds mit Han­dels­platt­for­men und Web-Ser­vern zur Ab­wehr von Be­dro­hun­gen ihrer Markt­do­mi­nanz. Die Un­ter­neh­men der Wall Street dürf­ten nicht zu ihrem ei­ge­nen Vor­teil den öf­fent­li­chen Zu­gang zum frei­en Markt be­schrän­ken, teil­te der Staats­an­walt mit. "Es stinkt nach Kor­rup­ti­on." Bei dem Kon­flikt ste­hen sich Hedge­fonds, die auf den Ver­fall von Ak­ti­en an­ge­schla­ge­ner Fir­men wet­ten, und teils in On­line-Foren or­ga­ni­sier­te Hobby-An­le­ger ge­gen­über, die die Kurse mit kon­zer­tier­ten Käu­fen nach oben trei­ben.

Klein­an­le­ger und Ge­ne­ral­staats­an­wäl­tin auf dem Plan

Durch die Han­dels­re­strik­tio­nen von Bro­kern wie Ro­bin­hood sehen sich die Klein­an­le­ger, die in dem Kräf­te­mes­sen zu­letzt die Ober­hand hat­ten, auf ihrer Ge­winn­stre­cke aus­ge­bremst. Ei­ni­ge Hedge­fonds er­lit­ten bei ihren Wet­ten ex­trem hohe Ver­lus­te, des­halb gibt es den Ver­dacht, dass die Han­dels­platt­for­men ihnen den Rü­cken frei­hal­ten, indem sie wei­te­re Käufe der um­kämpf­ten Ak­ti­en er­schwer­ten. Ro­bin­hood und Co. strei­ten dies ab, doch die Em­pö­rung ist nicht nur bei der An­le­ger-Com­mu­ni­ty groß, son­dern auch in der Po­li­tik. New Yorks Ge­ne­ral­staats­an­wäl­tin Le­ti­tia James will eben­falls er­mit­teln.

Schwe­re Kri­tik an Bro­kern auch aus Deutsch­land

Auch in Deutsch­land regt sich schwe­re Kri­tik an den Bro­kern. Marc Tüng­ler von der Deut­schen Schutz­ver­ei­ni­gung für Wert­pa­pier­be­sitz (DSW) sagte den Zei­tun­gen der Funke-Me­di­en­grup­pe: "Dass Neo­b­ro­ker nun den Han­del mit der Aktie aus­set­zen, ist der Super-Gau. In einer solch in­ten­si­ven Si­tua­ti­on ent­zie­hen sie den An­le­gern die Grund­la­ge, frei agie­ren zu kön­nen." Es stel­le sich die Frage nach der Grund­la­ge, sagte Tüng­ler. Sei die Mög­lich­keit für Ro­bin­hoods Schritt in den AGB fest­ge­hal­ten, ent­ste­he für den Bro­ker ein Re­pu­ta­ti­ons­scha­den. "Ist es nicht fest­ge­hal­ten, haben wir ein erns­tes recht­li­ches Pro­blem."

Ri­si­ko auch für Bör­sen in der EU

Ein Ri­si­ko auch für die Bör­sen in der EU sieht der Grü­nen-EU-Po­li­ti­ker Sven Gie­gold. "Wir soll­ten nicht ab­war­ten, bis es ähn­li­che Pro­ble­me auch in der EU gibt", sagte er dem Re­dak­ti­ons­netz­werk Deutsch­land am 30.01.2021. Große Leer­ver­kaufs­po­si­tio­nen gebe es der­zeit auch auf eu­ro­päi­sche Un­ter­neh­men wie Varta oder Evo­tec. "Für mich deu­tet dies dar­auf hin, dass die Re­geln für Leer­ver­käu­fe, die nach der gro­ßen Fi­nanz­kri­se ein­ge­führt wur­den, die Markt­in­te­gri­tät nicht wirk­sam ge­währ­leis­ten."

Sam­mel­kla­ge von be­reits über 20.000 An­le­gern

Am 29.01.2021 hat­ten die Pa­pie­re von Ga­me­stop mit 68% im Plus ge­schlos­sen, die der eben­falls stark im Fokus der Spe­ku­la­tio­nen ste­hen­den Ki­no­ket­te AMC leg­ten um 54% zu. Am 28.01.2021 waren die Han­dels­be­schrän­kun­gen zu­min­dest etwas ge­lo­ckert wor­den. Doch der Frust der An­le­ger über Ro­bin­hood ist in­zwi­schen so groß, dass sich weit mehr als 20.000 von ihnen über eine spe­zi­el­le App be­reits einer Sam­mel­kla­ge an­schlos­sen.

US-Bör­sen­auf­sicht will Klein­an­le­ger schüt­zen

Die US-Bör­sen­auf­sicht SEC hatte vor Han­dels­start er­neut be­kräf­tigt, die Vor­gän­ge rund um den Ga­me­stop-Hype zu un­ter­su­chen. Die SEC ver­sprach, Klein­an­le­ger zu schüt­zen, wenn die Fak­ten­la­ge auf ma­ni­pu­la­ti­ve Han­dels­ak­ti­vi­tä­ten hin­wei­se. Die Auf­sicht werde für "faire, or­dent­li­che und ef­fi­zi­en­te Märk­te" sor­gen. An­ge­sichts der gro­ßen Auf­re­gung rich­te­te die Be­hör­de extra ein On­line-For­mu­lar ein und for­der­te be­trof­fe­ne An­le­ger zudem auf, sich per E-Mail oder Te­le­fon-Hot­line an die SEC zu wen­den. Dem Fi­nanz­sen­der CNBC zu­fol­ge waren am Nach­mit­tag des 29.01.2021 be­reits 4.000 Be­schwer­den ein­ge­gan­gen.

Redaktion beck-aktuell, 1. Februar 2021 (dpa).

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