Koalition will Kampf gegen Ausbeutung von Arbeitskräften verstärken

Im Kampf gegen die Ausbeutung von Arbeitskräften, Schwarzarbeit und Kindergeld-Betrug soll der Zoll mehr Kompetenzen und Personal bekommen. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte bei der ersten Beratung seines entsprechenden Gesetzentwurfs am 29.03.2019 im Bundestag: "Wir stärken den Rechtsstaat und den Sozialstaat."

15 Gesetze werden angepasst und tausende Stellen neu geschaffen

Bandenmäßig organisierte Scheinfirmen, das Ausstellen von Scheinrechnungen in großem Stil, Schrottimmobilien, in denen Männer und Frauen zu Wucherpreisen lebten und das Kassieren von Kindergeld, ohne dass überhaupt Kinder da seien, könne nicht hingenommen werden, sagte Scholz. "Der Zoll bekommt all die Kompetenzen, die er braucht, um effektiv handeln zu könne." 15 Gesetze würden angepasst, mehrere tausend Stellen zusätzlich geschaffen. Kindergeld sollen EU-Ausländer künftig in den ersten drei Monaten nicht mehr erhalten, wenn sie nicht erwerbstätig sind.

Linke warnt vor "Kriminalisierung von Armutsopfern"

Die AfD kritisierte, Zuwanderer hätten weiter zu großen Zugang zu den deutschen Sozialsystemen. Aus Sicht der FDP wurde der Zoll viel zu lange stiefmütterlich behandelt. Auch künftig werde er nicht modern genug aufgestellt. Die Linke warnte vor einer "Kriminalisierung von Armutsopfern". Für die Grünen geht der Gesetzentwurf in die richtige Richtung, abzulehnen seien aber Strafen gegen Menschen, die ausgebeutet werden.

Zoll soll bereits bei Verdacht auf Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit und Menschenhandel ermitteln

Bereits heute prüft der Zoll etwa, ob Arbeitgeber Mitarbeiter der Sozialversicherung melden, die nötigen Steuern zahlen und die vorgeschriebenen Arbeitsbedingungen einhalten. Die Unterbringung zählt bisher nicht zu den Mindestarbeitsbedingungen – das soll sich ändern. Schon beim Verdacht auf Arbeitsausbeutung, Zwangsarbeit und Menschenhandel soll der Zoll zudem künftig ermitteln können.

Redaktion beck-aktuell, 4. April 2019 (dpa).