Nach Hass­kom­men­ta­ren im Netz: Kün­ast er­strei­tet Her­aus­ga­be von Nut­zer­da­ten

Im jah­re­lan­gen Kampf gegen wüste Be­schimp­fun­gen auf Face­book hat die Grü­nen-Po­li­ti­ke­rin Re­na­te Kün­ast einen ent­schei­den­den Er­folg er­zielt. Das so­zia­le Netz­werk muss der Po­li­ti­ke­rin die Daten von zehn wei­te­ren Nut­ze­rin­nen und Nut­zern her­aus­ge­ben, die sie im Netz mas­siv be­lei­digt hat­ten. Das hat das Kam­mer­ge­richt ent­schie­den, wie ein Ge­richts­spre­cher ges­tern mit­teil­te (Az.: 10 W 13/20). Damit hat Kün­ast doch noch in allen Punk­ten Recht be­kom­men. Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te hatte rund drei Jahre darum ge­strit­ten, dass Face­book ihr die Daten meh­re­rer Nut­zer her­aus­gibt, damit sie gegen diese vor­ge­hen kann.

Un­ter­stüt­zung von Ha­teAid

Kün­ast zeig­te sich er­leich­tert: "Es hat ge­ra­de mit Blick auf das Tempo der di­gi­ta­len Welt ex­trem lang ge­dau­ert, aber nun gibt es mit dem hart er­kämpf­ten Be­schluss des Kam­mer­ge­richts doch einen Sieg." Kün­ast war von der ge­mein­nüt­zi­gen Or­ga­ni­sa­ti­on Ha­teAid un­ter­stützt wor­den. "Ich muss jetzt erst mal tief Luft holen, um mich nach dem lan­gen Kampf freu­en zu kön­nen", sagte sie nun. Das Ver­fah­ren sei auch emo­tio­nal mü­he­voll ge­we­sen. Un­be­kann­te hat­ten Kün­ast unter an­de­rem als "Stück Scheis­se" und "altes grü­nes Dreck­schwein" be­zeich­net und noch dras­ti­sche­re und auch se­xis­ti­sche Posts ge­schrie­ben.

Lan­ger Weg bis zum Er­folg

Der Fall hatte für Auf­se­hen ge­sorgt, weil das Land­ge­richt Ber­lin an­fangs ent­schie­den hatte, dass Kün­ast als Po­li­ti­ke­rin alle 22 Be­schimp­fun­gen hin­neh­men müsse – sie habe Wi­der­stand pro­vo­ziert. Spä­ter hatte sich das Ge­richt kor­ri­giert. Es blieb je­doch zu­nächst dabei, dass Kün­ast nicht die Daten von allen Nut­zern bekam. Nach­dem das KG nur zwölf von 22 Kom­men­ta­ren als straf­ba­re Be­lei­di­gun­gen ein­ge­stuft und in den an­de­ren Fäl­len den Aus­kunfts­an­spruch ver­wei­gert hatte, war Kün­ast vor das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ge­zo­gen – mit Er­folg. Im ver­gan­ge­nen De­zem­ber hob das obers­te Ge­richt die Ent­schei­dun­gen der Ber­li­ner Zi­vil­ge­rich­te auf (ZUM 2022, 287). Diese ver­letz­ten die Klä­ge­rin in ihrem Per­sön­lich­keits­recht. Die zehn Äu­ße­run­gen müss­ten noch ein­mal in Ber­lin ge­prüft wer­den – unter Be­rück­sich­ti­gung der Vor­ga­ben aus Karls­ru­he. Das ist zwi­schen­zeit­lich ge­sche­hen – und Kün­ast hat nun in allen Punk­ten einen Er­folg er­zielt.

Gitta Kharraz, 9. November 2022 (dpa).

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