Ka­ta­lo­ni­ens Ex-Re­gie­rungs­chef Pu­ig­de­mont fest­ge­nom­men

Der frü­he­re ka­ta­la­ni­sche Re­gie­rungs­chef Carles Pu­ig­de­mont ist auf der ita­lie­ni­schen Mit­tel­meer­in­sel Sar­di­ni­en fest­ge­nom­men wor­den. Das be­stä­ti­gen seine An­wäl­te auf ver­schie­de­nen Ka­nä­len. Grund sei ein von Spa­ni­ens Obers­tem Ge­richts­hof aus­ge­stell­ter in­ter­na­tio­na­ler Haft­be­fehl gegen den ei­gent­lich in Bel­gi­en le­ben­den ka­ta­la­ni­schen Se­pa­ra­tis­ten, be­rich­te­te die Zei­tung "La Van­guar­dia" unter Be­ru­fung auf In­for­ma­tio­nen aus dem Ge­richts­hof in Ma­drid. Spa­ni­en wirft Pu­ig­de­mont unter an­de­rem Re­bel­li­on vor.

Pu­ig­de­mont reis­te für Po­li­ti­ker­tref­fen nach Sar­di­ni­en

Pu­ig­de­mont sei nach Sar­di­ni­en ge­reist, um am Frei­tag an einem Tref­fen un­ab­hän­gi­ger Kom­mu­nal­po­li­ti­ker Sar­di­ni­ens teil­zu­neh­men, so die Zei­tung wei­ter. Es liege nun an der ita­lie­ni­schen Jus­tiz, ob Pu­ig­de­mont frei­ge­las­sen oder an Spa­ni­en aus­ge­lie­fert wer­den soll. Eine Be­stä­ti­gung der Fest­nah­me durch ita­lie­ni­sche Stel­len lag zwar zu­nächst nicht vor. Al­ler­dings be­stä­tig­te Pu­ig­de­monts An­walt Gon­za­lo Boye die Fest­nah­me am Don­ners­tag­abend auf Twit­ter und Pu­ig­de­monts bel­gi­scher An­walt Simon Be­ka­ert be­stä­tig­te die Vor­fäl­le ge­gen­über der dpa. Ein wei­te­rer An­walt, Agos­ti­n­an­ge­lo Marras, sagte der Nach­rich­ten­agen­tur Ansa, dass Pu­ig­de­mont der­zeit auf eine erste An­hö­rung vor einem Ge­richt in Sas­sa­ri warte. Es sei je­doch noch kein Ter­min fest­ge­legt wor­den.

Pu­ig­de­monts Im­mu­ni­tät um­strit­ten

Pu­ig­de­mont ge­nie­ßt als Ab­ge­ord­ne­ter des EU-Par­la­ments ei­gent­lich Im­mu­ni­tät. Diese ist aber um­strit­ten, nach­dem das EU-Par­la­ment sie auf­ge­ho­ben hatte. Eine end­gül­ti­ge Ent­schei­dung des EU-Ge­richts in Lu­xem­burg stand aus. Pu­ig­de­mont war nach dem ver­bo­te­nen Un­ab­hän­gig­keits­re­fe­ren­dum in Ka­ta­lo­ni­en im Ok­to­ber 2017 ins Aus­land ge­flo­hen. Seit­her ver­folgt ihn die spa­ni­sche Jus­tiz. Sie wirft ihm wegen der ver­such­ten Ab­spal­tung Ka­ta­lo­ni­ens unter an­de­rem Re­bel­li­on vor. 2018 war Pu­ig­de­mont schon ein­mal in Deutsch­land fest­ge­nom­men wor­den. Zu einer Aus­lie­fe­rung an Spa­ni­en kam es je­doch nicht.

Spa­ni­ens Re­gie­rung re­agiert zu­rück­hal­tend auf Ver­haf­tung

Die spa­ni­sche Re­gie­rung hat zu­rück­hal­tend auf die Ver­haf­tung re­giert. Der Ka­ta­la­ne müsse sich "wie jeder an­de­re Bür­ger auch der Jus­tiz un­ter­wer­fen", teil­te die Re­gie­rung am Frei­tag mit. Der Re­gie­rung von Mi­nis­ter­prä­si­dent Pedro Sá­n­chez kommt die Ver­haf­tung un­ge­le­gen, weil sie den ge­ra­de erst be­gon­ne­nen Dia­log mit der Re­gio­nal­re­gie­rung Ka­ta­lo­ni­ens über ein Ende des jah­re­lan­gen Kon­flikts ge­fähr­den könn­te. Nicht viel an­ders dürf­te es dem heu­ti­gen Re­gio­nal­re­gie­rungs­chef Pere Ara­gonès gehen. Er steht wegen sei­ner Ge­sprä­che mit der Zen­tral­re­gie­rung im Lager der be­son­ders un­nach­gie­bi­gen Se­pa­ra­tis­ten um Pu­ig­de­mont sehr unter Druck. An­ge­sichts der Ver­haf­tung übte
Ara­gonès aber den Schul­ter­schluss mit dem Ri­va­len und schrieb auf Twit­ter: "An Dei­ner Seite, Prä­si­dent." Tat­säch­lich ist nicht Pu­ig­de­mont, son­dern Ara­gonès Prä­si­dent, wie der Re­gie­rungs­chef in Ka­ta­lo­ni­en ge­nannt wird.

Spa­ni­sche Op­po­si­ti­on be­grü­ßt Nach­richt der Ver­haf­tung

Die kon­ser­va­ti­ve Op­po­si­ti­on Spa­ni­ens hin­ge­gen be­grü­ß­te die Nach­richt von der Ver­haf­tung. "Pu­ig­de­mont muss nun in Spa­ni­en wegen der
Miss­ach­tung der Ver­fas­sung der Pro­zess ge­macht wer­den. Und Sá­n­chez muss sich ver­pflich­ten, keine Be­gna­di­gung zu ge­wäh­ren", schrieb der
Chef der Volks­par­tei PP, Pablo Ca­sa­do. Er spiel­te damit auf die ge­ra­de erst im Juni aus­ge­spro­che­ne Be­gna­di­gung der 2019 zu lan­gen
Haft­stra­fen zwi­schen neun und 13 Jah­ren ver­ur­teil­ten Se­pa­ra­tis­ten an.

Redaktion beck-aktuell, 24. September 2021 (dpa).

Mehr zum Thema