Pro Monat dürfen nur 1.000 Angehörige einreisen
Aktuell dürfen subsidiär Schutzberechtigte, darunter viele
Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, nur in sehr wenigen
Ausnahmefällen Angehörige nach Deutschland holen. Die Neuregelung
sieht vor, dass sie demnächst wieder ihre Ehepartner und
minderjährigen Kinder zu sich holen können. Auch Eltern von
unbegleitet in Deutschland lebenden minderjährigen Flüchtlingen mit
diesem zeitlich begrenzten Status könnten dann einen Visumsantrag
stellen. Pro Monat sollen aber nur 1.000 Angehörige einreisen dürfen.
Bestimmte Gruppen sollen ausgeschlossen werden
Neben Neuerungen für subsidiär Schutzberechtigte will die große
Koalition außerdem bestimmte Gruppen grundsätzlich vom
Familiennachzug ausschließen. Es geht um Terrorsympathisanten, Hetzer
oder sogenannte Gefährder. Das sind Menschen, denen die Behörden
Terroranschläge zutrauen. Allerdings sollen auch hier Ausnahmen
möglich sein, und zwar für Menschen, die sich nun glaubhaft von ihrem
früheren Handeln distanzieren. Das sorgt bei den Landesinnenministern der Union für Unmut.
Deren Sprecher Lorenz Caffier lehnt es ab, reumütigen Gefährdern unter Umständen das Nachholen der engsten Familie zu erlauben. Betroffen wären nicht nur Migranten, sondern auch Deutsche, die
ausländische Angehörige zu sich holen wollen.
Kritik von Menschenrechtsorganisationen
Der Kabinettsbeschluss stößt bei verschiedenen Menschenrechtsorganisationen auf
Ablehnung. Sie halten ihn für zu restriktiv.
Das internationale Kinderhilfswerk Terre des Hommes sieht das Wohl
der betroffenen Kinder verletzt. Vorstandssprecher Albert Recknagel
warnte, die Trennung von Familien werde so zementiert. "Familienleben
ist aber nicht kontingentierbar – auch subsidiär Schutzberechtigte
müssen mit ihren Familien zusammenleben können."
Die Flüchtlingshilfsorganisation Pro Asyl sieht weitreichende
Einschnitte für Flüchtlinge und Angehörige. "Aus dem Grundrecht auf
Familie wird ein Gnadenrecht des Staates", kritisierte
Geschäftsführer Günter Burkhardt.
Caritas-Präsident Peter Neher befürchtet komplizierte
Entscheidungsprozesse zulasten der Flüchtlinge: "Wir sind in Sorge,
dass sich die Verfahren für die betroffenen Familien noch weiter
verzögern und sich ihr Leid durch die inhumanen Familientrennungen
noch verschlimmert."
Redaktion beck-aktuell, 9. Mai 2018 (dpa).
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