Regierungsziel: Eine Million öffentlicher Ladepunkte bis 2030
Für den erwarteten Hochlauf der E-Mobilität brauche es einen vorauslaufenden Aufbau von Ladestationen, sagte Wissing. Lücken müssten vor allem auf dem Land vermieden werden. Hier komme den Kommunen eine Schlüsselrolle zu. Zur Umsetzung des Plans sind 6,3 Milliarden Euro vorgesehen. Ziel der Bundesregierung sind eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland im Jahr 2030. Derzeit sind es nach Zahlen der Bundesnetzagentur rund 70.000, darunter rund 11.000 Schnellladepunkte. Ziel der Bundesregierung sind mindestens 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030. Zurzeit sind 1,6 Millionen E-Pkw zugelassen - Tendenz aber stark steigend.
68 Maßnahmen für die E-Mobilität
Wissing sprach von einem Aufholbedarf bei den CO2-Emissionen im Verkehr, die in den vergangenen Jahren kaum gesunken seien. E-Autos sollen eine Schlüsselrolle bei der Erreichung der Klimaziele spielen. Der "Masterplan" sieht 68 Maßnahmen vor. Der Aufbau von Ladepunkten in Wohnvierteln, an Tankstellen sowie bei Firmen soll vorangetrieben werden. Mehr Flächen sollen verfügbar gemacht werden, vor allem an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen oder Park & Ride-Plätzen. Als schwierigste Aufgabe bezeichnete der Minister die Integration ins Stromnetz, das rechtzeitig ausgebaut werden soll. Bisher betrage der Anteil von Elektroautos am Stromverbrauch 0,5% - 2030 seien es bei angenommenen 15 Millionen E-Pkw 8%.
Problem Strompreis - Autoexperte erwartet 2023 “Renaissance des Verbrenners“
Die Strompreise sind aber gestiegen. “Bleiben sie dauerhaft so hoch, sind entsprechende Auswirkungen auf die zuletzt erfreulichen Zahlen beim Hochlauf der Elektromobilität unvermeidlich“, sagte die Chefin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Stromsteuer müsse schnellstmöglich auf das europäische Mindestmaß gesenkt werden. Wissing sagte, die Bundesregierung habe die Strompreise im Blick, aber auch die Kraftstoffpreise seien gestiegen. Die Regierung arbeitet derzeit neben einer Gaspreisbremse auch an einer Strompreisbremse. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sagte gegenüber der Presse, er erwarte im kommenden Jahr eine “Renaissance des Verbrenners“. Er nannte als Grund unter anderem den Strompreis und geplante Kürzungen bei staatlichen Kaufprämien.
ADAC sieht verschlechterte Rahmenbedingungen für E-Mobilität
ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand sagte, die Rahmenbedingungen für den Hochlauf der E-Mobilität hätten sich erheblich verschlechtert. Nicht nur Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur seien notwendig, sondern Maßnahmen, die die Unsicherheiten bei Förderung, Strompreisen und Verfügbarkeit von Fahrzeugen in den Blick nähmen. Wichtig sei es auch, weitere Fortschritte bei der Nutzerfreundlichkeit zu erzielen. Das gelte vor allem mit Blick auf die Transparenz von Preisen an der Ladesäule und Bezahlmöglichkeiten.
Energiebranche hält Masterplan für unzureichend
Kerstin Andreae, Chefin des Energiebranchenverbandes BDEW, kritisierte, der Masterplan verpasse die Chance gezielt die Bremsklötze zu beseitigen, die viel zu lange aufseiten der öffentlichen Hand einen schnelleren Ladesäulenausbau erschwert hätten. So sei mehr Tempo bei Genehmigungen nötig und deutlich weniger Bürokratie bei Förderprogrammen. Unterdessen stimmte eine Mehrheit der Abgeordneten des Europaparlaments dafür, dass bis 2026 an den Hauptverkehrsstraßen alle 60 Kilometer eine Ladestation eingerichtet werden soll. Die Infrastruktur für Alternativen zu Verbrennern müsse dringend ausgebaut werden, um die EU-Klimaziele zu retten, sagte der zuständige Berichterstatter Ismail Ertug. Im nächsten Schritt müssen Parlament und EU-Staaten über den endgültigen Gesetzestext verhandeln.