Kabinett beschließt höhere Renten zum 01.07.2020

Die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland sollen im Sommer wieder spürbar mehr Geld bekommen. Das Bundeskabinett will am 22.04.2020 eine kräftige Rentenanhebung zum 01.07.2020 beschließen, der dann auch der Bundesrat noch zustimmen muss. Nach einer Verordnung von Sozialminister Hubertus Heil (SPD) steigt die Rente in Westdeutschland um 3,45%, in den neuen Bundesländern um 4,20%. Die Ost-Renten nähern sich damit weiter den West-Bezügen an.

Lohnentwicklung im Jahr 2019 maßgeblich

Folgen der Corona-Krise auf die Wirtschaft sind in den Festlegungen noch nicht berücksichtigt worden. Auf die nun anstehende Rentenerhöhung hat dies demnach keine Auswirkungen. Die Anhebung zum 01.07.2020 war bereits Ende März 2020 bekanntgegeben worden – nun setzt Heil dies um. Grundlage für die Rentenanpassung ist die Lohnentwicklung im Jahr 2019. Auch die Beitragsentwicklung und das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern spielen eine Rolle.

Rentenwert gibt Wert des Entgeltpunkts an

Eine monatliche Rente von 1.000 Euro, die nur auf West-Beiträgen beruht, soll sich demnach um 34,50 Euro erhöhen, eine gleich hohe Rente mit Ost-Beiträgen um 42 Euro. Der aktuelle Rentenwert im Osten steigt nunmehr auf 97,2% des Wertes West. Bis 2024 soll er aufgrund einer Gesetzesvorgabe von 2017 schrittweise 100% erreichen. Der Rentenwert gibt konkret in Euro an, wie viel ein Entgeltpunkt in der Rentenversicherung wert ist. Ein Entgeltpunkt – berechnet nach einer komplizierten Formel – ist maßgeblich für die Höhe der Rente.

Immer weniger Beitragszahler und immer mehr Rentner

Auch in den Vorjahren waren die Renten gestiegen. Zuletzt legten die Bezüge 2019 in Westdeutschland um 3,18% zu, im Osten um 3,91%. 2018 waren es 3,22% (West) und 3,37% (Ost). Die Rente steht aber vor Problemen, weil immer weniger Beitragszahler auf immer mehr Rentner kommen. Wenn die heutigen Mittfünfziger bis Mittsechziger der "Baby-Boomer"-Jahrgänge in Rente gehen, entstehen große Lücken in der Kasse. Für die Zeit bis 2025 hat der Bundestag ein Rentenpaket beschlossen. Es schreibt das Rentenniveau – also das Verhältnis einer Standardrente nach 45 Beitragsjahren zu den Löhnen – bei mindestens 48% fest. Der Beitragssatz soll bis dahin die 20-%-Marke nicht überschreiten. Er liegt nun bei 18,6%.

Kein grundlegender Umbau geplant

Für die Zeit nach 2025 hat eine Kommission der Bundesregierung gerade Vorschläge vorgelegt. Sie empfiehlt ein Reformpaket, aber keinen grundlegenden Umbau etwa mit einem höheren Renteneintrittsalter. Heil kündigte daraufhin bis Herbst 2020 eigene Vorschläge an.

Redaktion beck-aktuell, 22. April 2020 (dpa).

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