Gut 16 Jahre nach der größten Umweltkatastrophe der spanischen Geschichte stehen die finanziellen Entschädigungen in Milliardenhöhe endgültig fest. Insgesamt müssten Zahlungen von mehr als 1,5 Milliarden Euro geleistet werden, teilte das Oberste Gericht am 20.12.2018 mit. Den Löwenanteil dieses Betrags soll der spanische Staat erhalten, aber auch die spanische Region Galicien, Frankreich sowie 269 weitere Betroffene - darunter Gemeinden, Firmen und Privatpersonen - sollen entschädigt werden.
Ölpest verunreinigte Küste über hunderte Kilometer
Der Tanker "Prestige" war am 13.11.2002 mit einer Ladung von rund 77.000 Tonnen Schweröl vor der Küste Galiciens im Sturm havariert. Einige Tage später versank das Schiff 250 Kilometer vor dem spanischen Festland im Atlantik. Die Atlantikküste des Landes wurde über hunderte Kilometer mit giftigem Ölschlamm verseucht. Nach Angaben von Umweltschützern verendeten rund 250.000 Vögel an den Folgen der Ölpest.
Vorinstanz im Wesentlichen bestätigt
Das Tribunal Supremo bestätigte in seinem Spruch die wesentlichsten Inhalte eines Urteils des Oberlandesgerichts Galiciens von November 2017. Damals war entschieden worden, dass Schiffskapitän Apostolos Mangouras und die Versicherung The London Steamship Owners Mutual Insurance Association für die Schäden aufkommen müssen.
Schaden war höher als Entschädigungssumme
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte das Urteil. Die Höhe der Entschädigungen werde nicht zur Abschreckung dienen, sagte der Direktor von Greenpeace in Spanien, Mario Rodríguez, der Nachrichtenagentur Europa Press. Die Staatsanwaltschaft hatte die Schadenssumme auf mehr als 4,4 Milliarden Euro beziffert.
Redaktion beck-aktuell, 21. Dezember 2018 (dpa).
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Rest/Leinemann, Die Umweltkatastrophe vor Alaska - Wer bezahlt die Rechnung für die Ölpest der 'Exxon Valdez'?, VersR 1989, 653
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