djb fordert diskriminierungsfreie Gestaltung mündlicher Examensprüfungen

Frauen und Menschen mit zugeschriebenem Migrationshintergrund schneiden in der mündlichen Prüfung der juristischen Staatsexamina signifikant schlechter ab als Männer mit vergleichbaren Vornoten. Dies ist das Ergebnis einer bundesweiten Untersuchung des Deutschen Juristinnenbundes e.V. (djb). Dessen Präsidentin Maria Wersig fordert vor diesem Hintergrund, die Prüfungspraxis diskriminierungsfrei zu gestalten.

Diskriminierung in mündlicher juristischer Prüfung

Das Jurastudium ende mit einer mündlichen Prüfung, die nicht gerecht ist, so der djb. Grund dafür sei die Gefahr einer (oft unbewussten) Diskriminierung von Frauen und Menschen mit zugeschriebenem Migrationshintergrund. Dies habe bereits 2017 eine empirische Untersuchung aus Nordrhein-Westfalen gezeigt. Im Anschluss hieran habe der Arbeitsstab Ausbildung und Beruf des djb die Justizprüfungsämter der Länder zu den Diskriminierungsgefahren in den mündlichen Staatsexamina befragt und die Ausbildungsgesetze und -verordnungen der Länder systematisch untersucht.

Prüfungskommissionen geschlechtergerecht besetzen

Djb-Präsidentin Wersig betont, dass es bereits Steuerungsmöglichkeiten gebe, um die Prüfungspraxis diskriminierungsfrei zu gestalten. Diese müssten nun auch genutzt werden. Der djb fordert, die Prüfungskommissionen geschlechtergerecht zu besetzen. Damit dies gelinge, müssten die Hürden für Frauen, sich als Prüferinnen zu betätigen, abgebaut und Frauen gezielt angeworben werden. Dabei seien Lösungen zu finden, um eine überproportionale Belastung der wenigen Juraprofessorinnen zu vermeiden.

Abschaffung von Vorgespräch und Vornotenkenntnis

Der djb fordert zudem klare und verbindliche Vorgaben zu den Bewertungskriterien und die Abschaffung des Vorgesprächs sowie der Vornotenkenntnis. Neben dem Widerspruchs- und Klageverfahren müsse den Betroffenen die Möglichkeit gegeben werden, sich an eine zusätzliche Beschwerde- und Kontrollstelle zu wenden. Essenziell sei auch die Schulung der Prüfenden in Diskriminierungssensibilität.

Redaktion beck-aktuell, 4. Mai 2022.