Jugendrichter erwartet Cannabis-Legalisierung

Eine der stärksten Stimmen für die Legalisierung von Cannabis, der Bernauer Jugendrichter Andreas Müller, sieht große Chancen, dass in einem möglichen Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP eine kontrollierte Abgabe erlaubt wird. Grüne und FDP seien schon vor der Wahl für eine Legalisierung eingetreten. Die SPD gehe ebenso in diese Richtung und nun habe auch die Junge Union ein entsprechendes Signal gesendet, sagte Müller der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. "Wir stehen kurz vor der Legalisierung."

Junge Union: Legalisierung denkbar

Derweil nimmt die Debatte über eine Legalisierung von Cannabis in Deutschland weiter Fahrt auf. Der Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, hält ein positives Votum der Nachwuchsorganisation für denkbar. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte sich dafür ausgesprochen, in einem möglichen Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP eine Legalisierung von Cannabis festzuschreiben.

Müller für Freigabe ab 18

Nach Ansicht von Müller, der seit Jahren für eine kontrollierte Freigabe von Cannabis kämpft und nach eigenen Angaben am Cannabis-Kontrollgesetz der Grünen mitgearbeitet hat, sollte ab 18 Jahren eine regulierte Freigabe von Cannabis erlaubt sein, begleitet von Präventionsmaßnahmen vor allem in der Schule. Die Abgabe an unter 18-Jährige sollte hingegen weiter unter Strafe stehen. Allerdings sei die gesamte Problematik um Cannabis und Hanf keine Sache des Strafrechts, sondern der Gesundheitspolitiker.

Schutz statt Kriminalisierung

Ein Konsum-Übermaß sei schädlich, deshalb müsse man präventiv handeln und den Betroffenen ehrliche Hilfe zukommen lassen, aber nicht mit dem Strafrecht, betonte der Richter. Das sei nur hinderlich. Müller forderte einen ehrlichen Umgang mit dem Thema statt "Angstmache". "Die sollten sich darum kümmern, dass die Jugendlichen nicht kriminalisiert, sondern geschützt werden."

Entlastung der Polizei

Müller sieht durch eine kontrollierte Freigabe von Cannabis mehrere Vorteile. Dadurch würden beispielsweise Polizei und Gerichte entlastet; etwa 6% aller Fälle seien Drogendelikte. Zudem werde die Polizei "moralisch" entlastet. "Das Klima zwischen Polizei und Jugendlichen würde sich enorm ändern, wenn die Polizei die Konsumenten in Ruhe lässt. Zudem würden Menschen, die Cannabis gegen ihre Schmerzen nehmen müssten, nicht mehr kriminalisiert."

Redaktion beck-aktuell, 18. Oktober 2021 (dpa).