Italien: Gericht spricht nach Führerscheinentzug wegen Homosexualität Entschädigung zu

Ein Berufungsgericht in Palermo auf Sizilien hat am 28.02.2018 einem Italiener, dem aufgrund seiner Homosexualität der Führerschein entzogen worden war, eine Entschädigung in Höhe von 100.000 Euro zugesprochen. Dies berichtete die italienische Nachritenagentur Ansa. Für den Betrag sollen Verteidigungs- und Verkehrsministerium aufkommen. Der Mann sei Opfer "homophoben Verhaltens" geworden, so das Gericht.

Rechtsstreit begann bereits 2002

Der heute 36 Jahre alte Sizilianer hatte 2001 bei seiner Musterung für den Militärdienst angegeben, homosexuell zu sein. Die Militärärzte überstellten den Untersuchungsbericht an das Verkehrsministerium. Kurz danach wurde ihm eigenen Angaben zufolge der Führerschein aufgrund "psycho-sozialer Probleme" entzogen, wie die Zeitung "Il Fatto Quotidiano" am 02.03.2018 berichtete. Den Führerschein hatte der Mann zwar über einen Gang vors Verwaltungsgericht schnell wieder, doch er wollte zudem eine Entschädigung. Der Rechtsstreit darum begann 2002.

Klägerischer Anwalt: Sieg für Diskriminierte

Die Ministerien könnten auch nach dem Urteil vom 28.02.2018 noch vor das Oberste Gericht Italiens ziehen. Sie hätten aber wenig Chancen, dass das Urteil revidiert werde, sagte der Anwalt des Klägers, Guiseppe Libera. "Das ist nicht nur ein Sieg für den Einzelnen, sondern für alle, die jeden Tag unerträgliches Verhalten ertragen müssen, das ihre persönliche und individuelle Freiheit einschränkt", teilten er und sein Mandant nach dem Urteil mit, wie Ansa berichtete.

Redaktion beck-aktuell, 5. März 2018 (dpa).

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