Unabhängigkeit und relativ freie Arbeitsgestaltung sind Pluspunkte
"Für viele Bewerberinnen und Bewerber sind die Unabhängigkeit und die relativ freie Arbeitsgestaltung im Richterberuf nach wie vor wichtige Pluspunkte, die für den Weg zur Justiz sprechen", sagte der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Richterbundes, Sven Rebehn. Die DRiZ wird vom Deutschen Richterbund herausgegeben. In den vergangenen fünf Jahren wurden nach Angaben der Länder rund 6.750 Juristinnen und Juristen neu eingestellt. An der Spitze lag das bevölkerungsreichste Land Nordrhein-Westfalen mit 1.588 Einstellungen. Nach den Umfrageergebnissen gab es in den vergangenen fünf Jahren auch in Bundesländern, die jedes Jahr vergleichsweise viele Interessenten für die Justiz gewinnen müssen, durchgängig mindestens zwei Bewerberinnen oder Bewerber auf eine Stelle, in Niedersachsen war das Verhältnis demnach sogar vier zu eins.
Rebehn weist auf Bedeutung guter Bezahlung hin
"Bislang gelingt es in allen Bundesländern noch, gut qualifizierten Nachwuchs für die Rechtsprechung zu gewinnen und verfügbare Stellen zügig zu besetzen", meinte Rebehn. Die Justiz müsse aber "wettbewerbsfähig und attraktiv für die besten Köpfe" bleiben. Mit Blick auf Spitzengehälter in Unternehmen und Kanzleien sei eine gute Bezahlung wichtig, betonte er. "Auch die EU hat mit Blick auf die Pensionierungswelle in ihrem Rechtsstaatlichkeitsbericht 2023 für Deutschland erneut angemahnt, die Richterbesoldung auf ein angemessenes Niveau anzuheben." Wegen der anstehenden Pensionierungen steht die Justiz vor einem personellen Umbruch. Insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern und in Berlin steige die Zahl der Ruheständler ab diesem Jahr deutlich an, so Rebehn.
Zu dünn besetzte Staatsanwaltschaften und Strafgerichte
Ein weiteres Problem ist, dass Strafgerichte und Staatsanwaltschaften schon jetzt oft dünn besetzt sind – die Anforderungen aber wachsen. Aus Sicht des Richterbundes müssen deshalb mehr Stellen geschaffen werden. Derzeit fehlten in diesem Bereich bundesweit etwa 1.000 Juristen. Genug Interesse an der Tätigkeit scheint es zu geben: In den vergangenen fünf Jahren ist laut Umfrage die Zahl der bestandenen erforderlichen zweiten Staatsprüfungen in den meisten Ländern gestiegen oder stabil geblieben – lediglich in Berlin und Brandenburg war das nicht der Fall.
Probleme im Servicebereich
Probleme gibt es allerdings nach Angaben der Justizverwaltungen, Stellen jenseits des Richter- oder Staatsanwaltsberufs zu besetzen. Um genügend Menschen für den Servicebereich zu haben, stellen die Länder demnach vermehrt Quereinsteiger ein, setzen die Notenanforderungen herab und locken mit einer höheren Bezahlung oder flexibleren Arbeitszeiten.