Human Rights Watch: Frauenrechte in Katar stark eingeschränkt

Die Frauenrechte in dem kleinen Golfstaat Katar sind laut einem neuen Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) extrem eingeschränkt. Der 94 Seiten lange Bericht untersucht rund 30 katarische Gesetze und andere Vorschriften und stützt sich zudem auf rund 70 Interviews, darunter 50 mit betroffenen Frauen. Die Regierung Katars habe viele der Ergebnisse des Berichts bestätigt, heißt es weiter.

Kein volles, produktives und unabhängiges Leben für Frauen

Nach katarischem Gesetz braucht eine Frau unabhängig von ihrem Alter etwa die Erlaubnis eines männlichen Vormunds, um zu heiraten. In der Ehe kann sie als "ungehorsam" eingestuft werden, wenn sie ohne die Erlaubnis ihres Mannes, arbeitet, verreist, das Haus verlässt oder ihm ohne "triftigen Grund" Sex verweigert. Männer können bis zu vier Frauen gleichzeitig heiraten und benötigen dafür keine Erlaubnis. Frauen müssten sich durch "vom Staat durchgesetzte Regeln männlicher Vormundschaft bewegen, die ihre Chancen auf ein volles, produktives und unabhängiges Leben begrenzen", sagte HRW-Expertin Rothna Begum.

Mädchen in ständiger Quarantäne

Viele Frauen in Katar sprachen gegenüber HRW von unterstützenden Familien, Vätern und Ehemännern, die ihre Entscheidungen mittragen würden. Andere sagten dagegen, dass sie trotz eines privilegierten Lebensstils wegen des Systems männlicher Vormundschaft "wie Kinder" behandelt würden. Ihr Recht auf Selbstbestimmung sei eingeschränkt und könne jederzeit gegen sie verwendet werden. Als Mädchen sei man durchgehend in "Quarantäne", sagte eine 40 Jahre alte Frau gegenüber HRW etwa. "Was die ganze Welt derzeit durchmacht, ist ein normales Leben für Mädchen (in Katar)."

Vormund für Kinder ist männlich - oder der Staat

Das System benachteiligt Frauen laut HRW auch mit Blick auf ihre eigenen Kinder. So können sie etwa nicht unabhängig über Dokumente, Finanzen, Reisen und teils auch Fragen zur Schulbildung oder ärztlichen Behandlung entscheiden - selbst wenn sie geschieden sind oder der Vater des Kindes verstorben ist. Hat das Kind keinen männlichen Vormund, übernimmt die Regierung Katars diese Rolle.

Redaktion beck-aktuell, 30. März 2021 (dpa).