Ho­lo­caust­leug­nung in Schrei­ben ans Fi­nanz­amt ist nicht straf­bar
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Wer in einem Schrei­ben an eine Be­hör­de (hier: das Fi­nanz­amt) den Ho­lo­caust leug­net, macht sich damit nicht der Volks­ver­het­zung straf­bar. Es fehlt an einem "Ver­brei­ten" im Sinne des § 130 StGB, be­stä­tig­te der BGH ein vor­an­ge­gan­ge­nes Ur­teil des LG Mün­chen II.

Die An­ge­klag­te, die be­reits mehr­fach wegen Volks­ver­het­zung vor­be­straft ist, leug­ne­te den Völ­ker­mord an den eu­ro­päi­schen Juden unter der Herr­schaft des Na­tio­nal­so­zia­lis­mus in einem Schrei­ben an das Fi­nanz­amt.

Das LG Mün­chen II sprach die Frau vom Vor­wurf der Volks­ver­het­zung frei. Es fehle an einer straf­ba­ren Hand­lung gemäß § 130 StGB, da die Äu­ße­run­gen nur einem be­grenz­ten Kreis von Emp­fän­gern ge­gen­über – den für die Sach­be­ar­bei­tung zu­stän­di­gen Per­so­nen des Fi­nanz­amts – er­folgt seien.

Der BGH be­stä­tig­te diese Auf­fas­sung und ver­warf die Re­vi­si­on der Staats­an­walt­schaft (Ur­teil vom 25.08.2024 – 3 StR 32/24).

Kein Ver­brei­ten

Zwar seien die Aus­füh­run­gen der An­ge­klag­ten in dem Schrei­ben an das Fi­nanz­amt "als nach deut­schem Recht grund­sätz­lich straf­ba­res Leug­nen des als his­to­ri­sche Tat­sa­che fest­ste­hen­den Ho­lo­causts zu wer­ten", so der BGH. Der Volks­ver­het­zungs­tat­be­stand er­for­de­re je­doch, dass die be­tref­fen­den Äu­ße­run­gen in einer be­stimm­ten Weise ge­tä­tigt wer­den.

Die hier vor allem in Be­tracht kom­men­de Tat­hand­lung des Ver­brei­tens liege mit Blick auf den be­grenz­ten Kreis der im Rah­men des Steu­er­ver­fah­rens be­ruf­lich mit der Sache be­fass­ten Emp­fän­ger des Schrei­bens nicht vor. Dies gilt laut BGH auch, wenn die An­ge­klag­te sich vor­stell­te, es komme ein Straf­ver­fah­ren in Gang, wo­durch wei­te­re Per­so­nen Kennt­nis von dem In­halt des Schrift­stücks er­hiel­ten. Auf­grund des­sen von einer Straf­bar­keit nach § 130 StGB aus­zu­ge­hen, sei mit Sinn und Zweck der Re­ge­lung nicht ver­ein­bar.

BGH, Urteil vom 25.09.2024 - VIII ZR 165/21

Redaktion beck-aktuell, dbs, 25. September 2024.

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