Hessen will für bestimmte Verfahrensarten digitale Antragstellung bei Gericht ermöglichen

Hessen will sich bei der anstehenden Herbstkonferenz der Justizministerinnen und Justizminister dafür einsetzen, dass in bestimmten Verfahren ein Rechtsrahmen für eine digitale Antragstellung bei Gericht geschaffen wird. Nach dem heute vorgelegten Beschlussvorschlag soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die prüft, wie Zugangsbarrieren zur Justiz weiter abgebaut werden können. Dafür könnte in bestimmten Antragsverfahren, zum Beispiel in Gewaltschutzverfahren, auf ein persönliches Erscheinen bei Gericht verzichtet werden.

Persönliches Erscheinen nicht immer erforderlich

Um die Justiz bürgernah zu machen, müsse man den digitalen Zugang zu ihr erweitern, erläutert Hessens Justizminister Roman Poseck (CDU). Ein Baustein dafür sollte die digitale Antragstellung in ausgewählten Verfahren sein. Es müsse überprüft werden, in welchen Verfahren es tatsächlich erforderlich ist, dass Bürgerinnen und Bürger das Gericht persönlich aufsuchen müssen. Durch die vorhandenen Technologien könne bereits in vielen Fällen auf eine körperliche Anwesenheit der Beteiligten vor Ort – auch zur Identitätsfeststellung – verzichtet werden.

Gerichte mitunter schwierig zu erreichen

Viele Rechtsuchende könnten auch das nächstgelegene Amtsgericht nicht ohne erheblichen Aufwand erreichen. So könne fehlende Mobilität in ländlichen Gegenden beziehungsweise bei körperlich eingeschränkten, älteren und kranken Personen oder bei fehlender Kinderbetreuung dazu führen, dass die Inanspruchnahme gerichtlichen Rechtsschutzes erschwert wird. "Auch die Erfahrungen in der Pandemie haben die Erforderlichkeit einer Ausweitung digitaler Zugänge zur Justiz nachdrücklich vor Augen geführt", sagte Poseck weiter. Die hessische Justiz sei hier bereits gut vorangekommen, so etwa mit der Eröffnung des digitalen Rechtsverkehrs für die Bürgerinnen und Bürger. Eine digitale Antragstellung könnte daneben auch mit weiteren digitalen Dienstleistungen wie der in Hessen derzeit in der Pilotierung befindlichen Online-Terminvereinbarung kombiniert werden, so der CDU-Politiker abschließend.

Redaktion beck-aktuell, 26. September 2022.