Neben dem 59-Jährigen aus der Region Hannover seien weitere zwölf Angeklagte freigesprochen worden, teilte der Staatsgerichtshof am Dienstag in Madrid mit. 32 weitere Personen seien zu Haftstrafen von bis zu zwei Jahren verurteilt worden. Mit dem Happy End für Hanebuth wird eine lange Geschichte nach mehr als zehn Jahren endgültig zu den Akten gelegt. Der in Garbsen geborene Mann, der jahrelang Präsident der Hells Angels Hannover war, war im Sommer 2013 bei einer spektakulären Razzia auf Mallorca zusammen mit mehreren anderen Männern festgenommen worden.
Die spanische Staatsanwaltschaft warf ihm laut Anklageschrift von 2019 die Bildung einer kriminellen Vereinigung auf der Urlaubsinsel sowie Geldwäsche, Bedrohung und illegalen Waffenbesitz vor. Einige seiner Mitangeklagten - mutmaßliche "Höllenengel" mit dem geflügelten Totenkopf hinten auf der Kutte - waren unter anderem auch der Zuhälterei und des Drogenhandels beschuldigt worden.
Für Hanebuth waren ursprünglich 13 Jahre Haft gefordert worden. "Ich bin erleichtert, dass die Gerechtigkeit gesiegt hat", teilte Hanebuth in Hannover mit. "Ich habe immer wieder gesagt, dass ich unschuldig bin. Angst vor einer Haftstrafe hatte ich nicht, ich habe vor nichts Angst." Der 59-Jährige räumte aber auch ein: "Die Zeit in Untersuchungshaft war nicht ohne und hat vieles kaputt gemacht."
Hanebuth beteuerte stets seine Unschuld
Der fast zwei Meter große ehemalige Boxer hatte stets seine Unschuld beteuert. Zu Beginn des Prozesses im Januar hatte Hanebuth - bevor er im Saal des Nationalen Staatsgerichtshofes in San Fernando de Henares in Madrid im schwarzen Wintermantel und mit blauverspiegelter Sonnenbrille ganz vorne auf der Anklagebank Platz nahm - einem Reporter der "Mallorca Zeitung" gesagt, er habe nichts zu befürchten.
Vor den zahlreich erschienenen Journalisten versicherte er damals zudem: "Ich bin froh, dass es endlich losgeht." Sein überbordender Optimismus, das weiß man jetzt, war berechtigt. Aber nicht nur Hanebuth, auch die anderen Mitangeklagten dürften über die Urteile froh sein. Haftstrafen von bis zu zwei Jahren werden in Spanien nämlich in der Regel zur Bewährung ausgesetzt.
Den Tatbestand der Bildung einer kriminellen Vereinigung habe die Kammer in allen Fällen ausgeschlossen, da nicht nachgewiesen worden sei, dass die Angeklagten - wie von der Staatsanwaltschaft behauptet - Teil eines "kriminelles Unternehmen" gewesen seien, betonte die "Audiencia Nacional" in ihrer Mitteilung.
So ein Urteil sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich, äußerte sich Hanebuths deutscher Anwalt Michael Nagel. "Mein Respekt gehört der entscheidenden Kammer, diese hat Recht und Gesetz angewendet." Die den Angeklagten zur Last gelegten Straftaten sollen in den Jahren 2009 bis 2013 auf Mallorca begangen worden sein - vor allem an der Playa de Palma, dem berühmten Ballermann.
Luxusleben auf Mallorca
Die Staatsanwaltschaft hatte versichert, Hanebuth habe die Hells Angels auch auf der Ferieninsel angeführt. Dort hatten fast alle Verdächtigen seinerzeit nach Angaben der Polizei "ein Luxusleben geführt". Hanebuth etwa lebte demnach auf einer Finca in Lloret de Vistalegre im Zentrum der Insel, deren Wert von den Behörden auf 2,5 Millionen Euro geschätzt wurde.
Nach zwei Jahren hinter Gittern war der Deutsche im Sommer 2015 gegen eine Kaution von 60.000 Euro und unter Auflagen aus der U-Haft in einem Hochsicherheitsgefängnis in Cádiz im Süden Spaniens entlassen worden. Erst 2017 durfte er das Land verlassen und kehrte nach Deutschland zurück.
Dort sorgte er dann kurz darauf mit einer Heirat für Aufsehen. Die Polizei musste kurzfristig Straßen sperren, weil Hunderte Gäste und Schaulustige zu dem Event kamen. Blicken ließ sich der Ex-Rocker-Boss sonst gelegentlich auch im Steintorviertel, dem Rotlichtviertel von Hannover. In Deutschland hat sich Hanebuth vor Gericht bisher nie derart gravierenden Vorwürfen stellen müssen wie in Spanien.