Großbritannien: Änderung an Nordirland-Protokoll kein Rechtsverstoß

Die britische Regierung hält einseitige Änderungen am sogenannten Nordirland-Protokoll für rechtens. Ein Gesetzentwurf, der den Ministern Befugnisse geben soll, Teile dieser Brexit-Regelung für den nordirischen Landesteil abzuschaffen, werde nicht gegen internationales Recht verstoßen, sagte der britische Nordirland-Minister Brandon Lewis am Sonntag beim Sender Sky News. "Was wir tun werden, ist rechtmäßig und korrekt", sagte er.

Streit um Zollgrenze zwischen Irland und Nordirland

Man werde sehen, dass der Vorschlag der Regierung die Schlüsselprobleme des Protokolls lösen werde. Der Europäischen Union warf Lewis zugleich mangelnde Flexibilität vor. Rachel Reeves von der oppositionellen Labour-Partei sagte dem Sender dagegen, es sehe so aus, dass die Regierung plane, gegen internationales Recht zu verstoßen. Um das Nordirland-Protokoll zum Funktionieren zu bringen, müsse man stattdessen mit den europäischen Partnern verhandeln und zusammenarbeiten. London und die EU hatten das Protokoll im Zuge des Brexits abgeschlossen. Die Regelung soll eine harte Grenze zum EU-Mitglied Irland verhindern, allerdings ist eine Zollgrenze zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs entstanden. Das ist der Regierung von Premierminister Boris Johnson ein Dorn im Auge, weshalb sie Änderungen vornehmen will.

Handelskrieg mit der EU droht

Am Montag wollte sich das britische Parlament mit dem umstrittenen Gesetzentwurf der Regierung befassen. Sollte Großbritannien das Protokoll einseitig aufheben, droht ein Handelskrieg mit der EU, die Änderungen ablehnt. Brüssel hat klargemacht, dass Änderungen an dem Protokoll einen Bruch des internationalen Rechts darstellten. EU-Kommissionsvize Maros Sefcovic warnte vor einseitigen Maßnahmen. Dies schade dem gegenseitigen Vertrauen und sorge für Unsicherheit, so der EU-Chefverhandler nach einem Telefonat mit der britischen Außenministerin Liz Truss. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Europaparlament, David McAllister, bezeichnete einseitige Maßnahmen ebenfalls als "nicht akzeptabel". Der CDU-Politiker sagte der Deutschen Presse-Agentur, man brauche gemeinsame Lösungen und "keine Alleingänge".

Redaktion beck-aktuell, 13. Juni 2022 (dpa).