Ge­sund­heits­aus­schuss: Ex­per­ten be­grü­ßen Ver­bot von Kon­ver­si­ons­the­ra­pi­en

Ge­sund­heits­fach­leu­te haben am 11.03.2020 bei einer An­hö­rung im Ge­sund­heits­aus­schuss des Bun­des­ta­ges das von der Bun­des­re­gie­rung (BT-Drs. 19/17278) ge­plan­te Ver­bot so­ge­nann­ter Kon­ver­si­ons­the­ra­pi­en be­grü­ßt. Dies teil­te der par­la­men­ta­ri­sche Pres­se­dienst mit. Sol­che Be­hand­lun­gen seien in­ak­zep­ta­bel und könn­ten bei Be­trof­fe­nen schwe­re psy­chi­sche Stö­run­gen aus­lö­sen, er­klär­ten die Ex­per­ten. Ei­ni­ge von ihnen kri­ti­sier­ten je­doch die ge­plan­te Al­ters­dif­fe­ren­zie­rung.

Ge­plan­te Ver­bots­re­ge­lung

Der Ge­setz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung sieht vor, dass Kon­ver­si­ons­be­hand­lun­gen an Min­der­jäh­ri­gen ge­ne­rell un­ter­sagt wer­den. Auch für Voll­jäh­ri­ge, deren Ein­wil­li­gung auf einem Wil­lens­man­gel (Zwang, Dro­hung, Täu­schung, Irr­tum) be­ruht, soll das Be­hand­lungs­ver­bot gel­ten. Zudem wird das öf­fent­li­che Be­wer­ben, An­bie­ten und Ver­mit­teln die­ser Be­hand­lun­gen ver­bo­ten, bei Min­der­jäh­ri­gen auch das nicht­öf­fent­li­che Wer­ben, An­bie­ten und Ver­mit­teln.

Bun­des­ärz­te­kam­mer kri­ti­siert Al­ters­dif­fe­ren­zie­rung

Die Bun­des­ärz­te­kam­mer (BÄK) er­klär­te, Kon­ver­si­ons­ver­fah­ren seien me­di­zi­nisch nicht in­di­ziert, nicht wirk­sam und könn­ten sich ne­ga­tiv auf die Ge­sund­heit aus­wir­ken. Ihre An­wen­dung sei den Ärz­ten be­reits ver­bo­ten. Ein Ver­bot, das sich auf Min­der­jäh­ri­ge be­schrän­ke, könne je­doch sug­ge­rie­ren, dass sol­che Kon­ver­si­ons­ver­fah­ren bei Er­wach­se­nen grund­sätz­lich er­laubt sein sol­len, gab die BÄK zu be­den­ken.

Bun­des­psy­cho­the­ra­peu­ten­kam­mer: Ver­bot auf Per­so­nen bis zum 21. Le­bens­jahr aus­wei­ten

Auch die Bun­des­psy­cho­the­ra­peu­ten­kam­mer (BPtK) merk­te an, dass ein kom­plet­tes Ver­bot von Kon­ver­si­ons­maß­nah­men ohne Al­ters­be­gren­zun­gen an­ge­bracht wäre. Es sei je­doch nach­voll­zieh­bar, dass ein voll­um­fas­sen­des Ver­bot als ver­fas­sungs­recht­lich be­denk­lich an­ge­se­hen werde. Zum Schutz jun­ger Er­wach­se­ner soll­te das Ver­bot von Kon­ver­si­ons­maß­nah­men auf Per­so­nen bis zum 21. Le­bens­jahr aus­ge­wei­tet wer­den.

Ver­band für Tran­s­iden­ti­tät for­dert kom­plet­tes Ver­bot

Die Deut­sche Ge­sell­schaft für Tran­s­iden­ti­tät und In­ter­se­xua­li­tät (dgti) wer­te­te die Vor­la­ge als un­voll­stän­dig. Ge­for­dert werde ein aus­nahms­lo­ses und voll­stän­di­ges Ver­bot jed­we­der Be­stre­bun­gen, die se­xu­el­le Ori­en­tie­rung und die ge­äu­ßer­te Ge­schlechts­zu­ge­hö­rig­keit von Men­schen mit Va­ri­an­ten der Ge­schlechts­ent­wick­lung zu un­ter­drü­cken oder zu ver­än­dern. Es gebe keine Recht­fer­ti­gung für Al­ters­frei­ga­ben und Aus­nah­men. Der Ver­band sprach sich dafür aus, die Ge­set­zes­be­grün­dung ein­deu­ti­ger zu for­mu­lie­ren.

Redaktion beck-aktuell, 12. März 2020.

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