Ge­setz­li­che Neu­re­ge­lun­gen zum Jah­res­start 2019

Zum 01.01.2019 sind zahl­rei­che ge­setz­li­che Neu­re­ge­lun­gen in Kraft ge­tre­ten. Hö­he­rer Min­dest­lohn, mehr Hartz-IV, Pa­ri­tät bei den Bei­trä­gen zur ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung, Ren­ten­pa­ket, mehr Pfle­ge­per­so­nal, Ver­schär­fung der Miet­preis­brem­se: dies sind nur ei­ni­ge Stich­wor­te. Einen Über­blick gibt die Bun­des­re­gie­rung in ihrer Mit­tei­lung vom 27.12.2018.

Hö­he­rer Min­dest­lohn, Brü­cken­teil­zeit und nied­ri­ge­rer Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rungs­bei­trag

Der ge­setz­li­che Min­dest­lohn steigt in zwei Schrit­ten: Ab Ja­nu­ar 2019 be­trägt er 9,19 Euro pro Stun­de und 9,35 Euro ab 2020. Au­ßer­dem kön­nen Be­schäf­tig­te seit dem 01.01.2019 be­fris­tet in Teil­zeit ar­bei­ten und da­nach wie­der zur vor­he­ri­gen Ar­beits­zeit zu­rück­keh­ren. Die Neu­re­ge­lung gilt auch für Be­schäf­tig­te, die bis­her un­be­fris­tet in Teil­zeit ar­bei­ten und ihre Ar­beits­zeit auf­sto­cken wol­len. Zudem sinkt der Bei­trag zur Ar­beits­lo­sen­ver­si­che­rung auf 2,5 Pro­zent.

Hartz-IV-Re­gel­satz er­höht

Die Re­gel­sät­ze in der So­zi­al­hil­fe und beim Ar­beits­lo­sen­geld II sind zum 01.01.2019 ge­stie­gen: Al­lein­le­ben­de er­hal­ten nun 424 Euro – acht Euro mehr als bis­her. Die Re­gel­sät­ze für Kin­der und Ju­gend­li­che er­hö­hen sich eben­falls.

Ren­ten­sta­bi­li­sie­rung, Er­wei­te­rung der Müt­ter­ren­te, bes­se­re Ab­si­che­rung von Er­werbs­ge­min­der­ten

Mit dem Ren­ten­pa­ket sol­len Ren­ten­ni­veau und Bei­trä­ge sta­bil blei­ben. Das Ge­setz sieht dazu eine so­ge­nann­te dop­pel­te Hal­te­li­nie vor: Da­nach soll das Ren­ten­ni­veau bis 2025 auf dem heu­ti­gen Stand von 48% blei­ben. Au­ßer­dem darf der Bei­trags­satz die 20%-Marke bis 2025 nicht über­schrei­ten. Fer­ner wird die Müt­ter­ren­te er­wei­tert: El­tern, deren Kin­der vor 1992 ge­bo­ren wur­den, be­kom­men ein wei­te­res hal­bes Kin­der­er­zie­hungs­jahr in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung an­er­kannt. Ver­bes­se­run­gen gibt es auch bei der Er­werbs­min­de­rungs­ren­te. Men­schen, die wegen Krank­heit in Früh­ren­te müs­sen, wer­den so ge­stellt, als ob sie bis zum ak­tu­el­len Ren­ten­al­ter ge­ar­bei­tet hät­ten. Schlie­ß­lich wer­den Ge­ring­ver­die­ner bei den So­zi­al­bei­trä­gen ent­las­tet.

Hö­he­re Bei­trags­be­mes­sungs­gren­zen

Seit Ja­nu­ar 2019 gel­ten hö­he­re Bei­trags­be­mes­sungs­gren­zen für die ge­setz­li­che Ren­ten- und Kran­ken­ver­si­che­rung: Die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung be­trägt jähr­lich 54.450 Euro (2018: 53.100 Euro) und mo­nat­lich 4.537,50 Euro (2018: 4.425 Euro). Die Jah­res­ar­beits­ent­gelt­gren­ze (Ver­si­che­rungs­pflicht­gren­ze) der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung liegt bei jähr­lich 60.750 Euro (2018: 59.400 Euro). Die Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in der all­ge­mei­nen Ren­ten­ver­si­che­rung be­trägt in den alten Län­dern 80.400 Euro jähr­lich (2018: 78.000 Euro) und 6.700 Euro mo­nat­lich (2018: 6.500 Euro). In den neuen Län­dern be­trägt sie jähr­lich 73.800 Euro (2018: 69.600 Euro) und 6.150 Euro mo­nat­lich (2018: 5.800). Die Be­zugs­grö­ße liegt bei 3.115 Euro mo­nat­lich in den alten Bun­des­län­dern und bei 2.870 Euro in den neuen Bun­des­län­dern (2018: 3.045 Euro / 2.695 Euro).

Pa­ri­tä­ti­sche Fi­nan­zie­rung der Kran­ken­kas­sen­bei­trä­ge

In der ge­setz­li­chen Kran­ken­ver­si­che­rung gilt seit dem 01.01.2019 wie­der die volle Pa­ri­tät bei der Bei­trags­fi­nan­zie­rung. Ar­beit­ge­ber und Be­schäf­tig­te zah­len also auch den in­di­vi­du­el­len Zu­satz­bei­trag wie­der zu glei­chen Tei­len.

Ab­sen­kung des Min­dest­bei­trags für frei­wil­lig ver­si­cher­te Selbst­stän­di­ge

Zudem wer­den Selbst­stän­di­ge mit ge­rin­gem Ein­kom­men als frei­wil­li­ge Mit­glie­der bei den Kran­ken­kas­sen­bei­trä­gen ent­las­tet: Der Min­dest­bei­trag zur Kran­ken­kas­se und zur so­zia­len Pfle­ge­ver­si­che­rung sinkt für sie um mehr als die Hälf­te. Wei­ter haben ehe­ma­li­ge Sol­da­ten auf Zeit nun ein Bei­tritts­recht zur frei­wil­li­gen Ver­si­che­rung in der GKV. Zudem gibt es nach dem Ende ihrer Dienst­zeit einen Zu­schuss zu den Kran­ken­ver­si­che­rungs­bei­trä­gen als Er­satz für die bis­he­ri­ge Bei­hil­fe.

Mehr Pfle­ge­per­so­nal

Ver­bes­se­run­gen gibt es auch in der Pfle­ge: Die Kran­ken­kas­sen fi­nan­zie­ren zu­sätz­li­che 13.000 Pfle­ge­stel­len in der Al­ten­pfle­ge und jede zu­sätz­li­che Pfle­ge­stel­le im Kran­ken­haus. Au­ßer­dem gel­ten nun in vier pfle­ge­sen­si­ti­ven Kran­ken­haus­be­rei­chen Pfle­ge­per­so­nal­un­ter­gren­zen: In­ten­siv­me­di­zin, Ger­ia­trie, Kar­dio­lo­gie, Un­fall­chir­ur­gie.

Pfle­ge zu Hause wird er­leich­tert

Pfle­gen­de An­ge­hö­ri­ge haben nun leich­te­ren Zu­gang zu sta­tio­nä­ren me­di­zi­ni­schen Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­leis­tun­gen. Die pfle­ge­be­dürf­ti­ge Per­son kann gleich­zei­tig in der Reha-Ein­rich­tung be­treut wer­den. An­dern­falls müs­sen Kran­ken-und Pfle­ge­kas­se die Be­treu­ung or­ga­ni­sie­ren. Für Pfle­ge­be­dürf­ti­ge ab Pfle­ge­grad 3 und Men­schen mit Be­hin­de­run­gen sind Ta­xi­fahr­ten zu einer am­bu­lan­ten Be­hand­lung ein­fa­cher. Sie gel­ten mit der ärzt­li­chen Ver­ord­nung als ge­neh­migt.

Hö­he­rer Bei­trag zur Pfle­ge­ver­si­che­rung

Zum 01.01.2019 ist der Bei­trag zur Pfle­ge­ver­si­che­rung um 0,5 Pro­zent­punk­te auf 3,05% (3,3% für Kin­der­lo­se) ge­stie­gen.

Bes­se­rer Schutz vor zu hohen Mie­ten

Die Miet­preis­brem­se ist zum 01.01.2019 ver­schärft wor­den. Sie soll damit trans­pa­ren­ter und wirk­sa­mer wer­den. Ver­mie­ter müs­sen nun Aus­kunft geben, wenn sie eine deut­lich hö­he­re als die orts­üb­li­che Ver­gleichs­mie­te ver­lan­gen. Au­ßer­dem sind die Kos­ten der Mo­der­ni­sie­rung, die der Ei­gen­tü­mer auf den Mie­ter um­le­gen kann, für zu­nächst fünf Jahre von elf auf acht Pro­zent pro Jahr ge­senkt wor­den. Es gilt zudem eine ab­so­lu­te Kap­pungs­gren­ze: Der Ver­mie­ter darf die Miete nach einer Mo­der­ni­sie­rung nicht um mehr als drei Euro pro Qua­drat­me­ter Wohn­flä­che in­ner­halb von sechs Jah­ren er­hö­hen. Wo die Miete we­ni­ger als sie­ben Euro pro Qua­drat­me­ter be­trägt, dür­fen Ver­mie­ter in­ner­halb von sechs Jah­ren nur zwei Euro pro Qua­drat­me­ter auf­schla­gen. Fer­ner ge­nügt nun eine ein­fa­che Rüge, - etwa der Satz "Ich rüge die Höhe der Miete", um zu viel ge­zahl­te Miete zu­rück­zu­ver­lan­gen. Der Mie­ter muss nicht mehr dar­le­gen, warum die ver­lang­te Miete sei­ner Mei­nung nach zu hoch ist.

Ver­pflich­ten­des In­for­ma­ti­ons­blatt bei Ver­si­che­run­gen 

Beim Ab­schluss einer Haft­pflicht-, Haus­rat- oder Be­rufs­un­fä­hig­keits­ver­si­che­rung ist seit dem 01.01.2019 ein neues In­for­ma­ti­ons­blatt Pflicht. Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men müs­sen Kun­den darin recht­zei­tig vor dem Un­ter­schrei­ben auf ma­xi­mal drei Sei­ten in­for­mie­ren: über die Art der Ver­si­che­rung, den Um­fang der ge­deck­ten Ri­si­ken, Prä­mi­en und deren Zah­lungs­wei­se sowie über Aus­schlüs­se. Auch sind Lauf­zeit sowie An­fangs- und End­da­tum des Ver­trags an­zu­ge­ben und die Pflich­ten des Kun­den auf­zu­füh­ren, um Schä­den vom Ver­si­che­rer er­stat­tet zu be­kom­men.

Öko­strom-Um­la­ge sinkt 2019

Die EEG-Um­la­ge ist zum 01.01.2019 ge­sun­ken. Sie be­trägt nun 6,405 ct/kWh (Cent pro Ki­lo­watt­stun­de).

Hö­he­rer Kin­der- und Grund­frei­be­trag, Kin­der­geld steigt

Das Kin­der­geld steigt zum 01.07.2019 auf 204 Euro. Be­reits zum 01.01.2019 hat sich der steu­er­li­che Kin­der­frei­be­trag auf 7.620 Euro er­höht. Zum 01.01.2020 steigt er dann auf 7.812 Euro. Auch der Grund­frei­be­trag für Er­wach­se­ne ist 2019 höher: Er liegt nun bei 9.168 Euro und steigt 2020 auf 9.408 Euro.

Län­ge­re Über­gangs­frist für be­täu­bungs­lo­se Fer­kel­kas­tra­ti­on

Die Über­gangs­frist für das Ver­bot der be­täu­bungs­lo­sen Fer­kel­kas­tra­ti­on wurde bis Ende 2020 ver­län­gert. Die kom­men­den zwei Jahre sol­len ge­nutzt wer­den, um die Um­stel­lung auf pra­xis­taug­li­che Al­ter­na­ti­ven zu er­mög­li­chen. Ein wich­ti­ger Schritt auf die­sem Weg ist laut Re­gie­rung die kürz­lich er­folg­te Zu­las­sung für das Tier­arz­nei­mit­tel Isofl­uran.

Hö­he­re Lkw-Maut­sät­ze

Zum 01.01.2019 sind die Maut­sät­ze für Lkw auf deut­schen Au­to­bah­nen und Bun­des­stra­ßen ge­stie­gen. Elek­tro-Lkw sind von der Ge­bühr be­freit. Für den Zeit­raum 2019 bis 2022 rech­net das Bun­des­ver­kehrs­mi­nis­te­ri­um mit Mehr­ein­nah­men von knapp 4,2 Mil­li­ar­den Euro, die zweck­ge­bun­den in die Stra­ßen­in­fra­struk­tur flie­ßen. 

Redaktion beck-aktuell, 4. Januar 2019.

Mehr zum Thema