Gericht: Druck der US-Regierung auf Tiktok rechtlich nicht gedeckt

Die Regierung von Donald Trump hat einen schweren Rückschlag bei ihrem Vorgehen gegen die populäre Video-App Tiktok erlitten. Ein Richter in Washington kam zu dem Schluss, dass ihr massiver Druck für einen Verkauf des US-Geschäfts von Tiktok rechtlich nicht gedeckt war. Deshalb blockierte er am 07.12.2020 auch den zweiten Teil der Maßnahmen, die Verkauf oder Schließung von Tiktok in den USA zur Folge haben sollten.

Datenmissbrauch befürchtet

Trump hatte im Sommer 2020 behauptet, dass die chinesische Regierung über Tiktok an Daten von Amerikanern kommen und den Dienst für Propaganda missbrauchen könne. Deswegen verbot Handelsminister Wilbur Ross nach Trumps Erlass dem chinesischen Tiktok-Eigentümer Bytedance unter anderem, Infrastruktur und Daten für den Betrieb der App in den USA zu halten. Als Grundlage für ihr Vorgehen nutzte die Trump-Regierung ein Gesetz aus dem Jahr 1977, das dem US-Präsidenten breite Notstandsvollmachten bei außerordentlichen Gefahren aus dem Ausland gewährt.

Notstandsvollmachten nicht zu Einschränkung des Informationsflusses nutzbar

 

Allerdings darf der Präsident nach dieser Regelung ausdrücklich weder die Ein- und Ausfuhr von Informationen oder Informationsmaterial oder persönliche Kommunikation einschränken. Tiktok falle eindeutig in diese Kategorie, betonte der Richter und gewährte deshalb die von Tiktok beantragte Einstweilige Verfügung gegen das Betriebsverbot. Im September 2020 hatte er bereits den Download-Stopp blockiert, der Tiktok aus den App Stores von Apple und Google verbannen sollte.

China schiebt Verkauf des US-Geschäfts an amerikanische Partner Riegel vor

Die Idee hinter Trumps Betriebsverbot war, dass der Verkauf des US-Geschäfts an amerikanische Partner der einzige Ausweg bleiben würde, um Tiktok im Land zu erhalten. Doch die chinesische Regierung torpedierte Gespräche darüber mit einem Verbot, Software-Algorithmen ohne Erlaubnis ins Ausland zu verkaufen.

Widersprüche der US-Regierung vor mehreren Gerichten laufen noch

Die US-Regierung hatte gegen die bisherigen einstweiligen Verfügungen vor mehreren Gerichten Widerspruch eingelegt. Trump verlor allerdings im Präsidentschaftswahlkampf sichtlich das Interesse an dem Thema, nachdem ein schneller Verkauf des US-Geschäfts der App an amerikanische Konzerne gescheitert war.

Redaktion beck-aktuell, 8. Dezember 2020 (dpa).