Gefährdete Lagune in Spanien bekommt eigene Rechte

Die stark belastete Salzwasserlagune Mar Menor (Kleineres Meer) an der spanischen Mittelmeerküste bei Murcia soll eine Rechtspersönlichkeit mit eigenen Rechten werden. Das beschloss das Parlament in Madrid mit großer Mehrheit, wie aus einer Mitteilung vom 06.04.2022 hervorgeht. Allein die rechtspopulistische Partei Vox stimmte nach Informationen der Zeitung "El País" dagegen.

Landesweite Bürgerinitiative erwirkte Schutz der Lagune als Ökosystem

Sobald das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen sei, werde jeder Bürger - auch wenn er nicht selbst betroffen ist - die Justiz wegen einer vermuteten Verletzung von Rechten der größten Salzwasserlagune Europas anrufen können, schrieb die Zeitung. Dabei gehe es um den Schutz der Lagune als Ökosystem. Es sei das erste Mal in Europa, dass einem Ökosystem einklagbare Rechte zugeschrieben werden. Der Beschluss geht auf ein in der spanischen Verfassung verankertes Bürgerrecht auf Auslösung eines Gesetzgebungsverfahrens zurück. Dazu müssen mindestens 500.000 Unterschriften gesammelt werden. Für die Initiative hatten mehr als 615.000 Menschen unterschrieben.

Mar Menor besonders durch intensive Landwirtschaft gefährdet

Das flache Mar Menor ist vor allem durch intensive Landwirtschaft gefährdet. Überdüngung fördert das Algenwachstum. Besonders bei Hitzewellen kann es durch Sauerstoffmangel zu einem Massensterben von Fischen und anderen Wassertieren kommen. Zuletzt war das im August der Fall, als nach Tagen mit Temperaturen von 40 Grad fünf Tonnen toter Tiere aus dem Wasser geholt wurden. 70.000 Menschen bildeten daraufhin eine 73 Kilometer lange Menschenkette rund um die Lagune. Der Umwelt eigene, einklagbare Rechte zuzuerkennen, sei eine “Revolution, die dem derzeitigen Wirtschaftssystem, das den Planeten zerstört, Grenzen setzen wird“, sagte die Philosophieprofessorin der Universität Murcia, Teresa Vicente.

Redaktion beck-aktuell, 7. April 2022 (dpa).