Investor klagt gegen angeblichen Finanzprofi
Keith Gill, der Mann hinter dem Youtube-Profil "Roaring Kitty", sei ein lizenzierter Finanzprofi, der sich gegenüber Kleinanlegern als Amateur ausgegeben habe, um sie zum Kauf überteuerter Aktien zu bringen, heißt es in der am Dienstag in Massachusetts eingereichten Klage. Der Kläger ist ein Investor aus dem Bundesstaat Washington, der sich mit Optionen auf Gamestop-Aktien verspekulierte. Er wird durch die auf Massenverfahren spezialisierte US-Großkanzlei Hagens Berman Sobol Shapiro vertreten. Im Januar hatten sich in einem Online-Forum organisierte Hobby-Spekulanten bei Aktien von Gamestop und anderen Firmen wie der Kinokette AMC ein Kräftemessen mit einigen Hedgefonds geliefert, die auf einen Kursverfall der Titel wetteten und hohe Verluste erlitten.
Gill weist Vorwürfe zurück
Gill äußerte sich bislang nicht direkt zu der Klage, verteidigte sich aber in der Ausschusssitzung generell mit einer Stellungnahme. Er habe niemanden zum Handel mit Aktien angestiftet, um davon selbst zu profitieren, versicherte er. Die Vorstellung, dass er Social Media genutzt habe, um Gamestop-Aktien bei unwissenden Anlegern anzupreisen, sei "absurd". Gill gab aber zu, dass sich der Wert seiner GameStop-Aktien während der Kursrally im Januar vervielfacht habe. Er habe jedoch keine Kunden, und biete auch keine Anlageberatung gegen Honorar oder Gebühren an.
Anhörung im Finanzausschuss
Bei der Anhörung im Finanzausschuss des Repräsentantenhauses haben neben Gill auch die Chefs des Wertpapier-Brokers Robinhood und der Online-Plattform Reddit, Vlad Tenev und Steve Huffman, sowie Manager der Hedgefonds Citadel und Melvin Capital Management ausgesagt. Den meisten Fragen musste sich Tenev stellen. Er äußerte, es sei ein Fehler gewesen, den Handel in seiner App zu beschränken. Änderungen seien bereits veranlasst, so dass dies künftig nicht mehr vorkommen könne.
Weitere Sammelklagen eingereicht
Die Klage gegen Gill ist nicht der erste Rechtsstreit, den die Aktienturbulenzen nach sich ziehen. Vor allem die Tatsache, dass Robinhood und andere Broker den Handel mit den heißgelaufenen Aktien beschränkten, sorgte für viel Ärger bei Anlegern und führte ebenfalls schon zu Sammelklagen. Der Verdacht von Absprachen zwischen Hedgefonds und Wertpapierhändlern beschäftigt auch schon US-Justizbehörden. Auch die Börsenaufsicht SEC und eine Arbeitsgruppe des Finanzministeriums untersuchen die Vorgänge rund um die Aktien von Gamestop und Co.