Future Ready Lawyer Studie: Rechtsmarkt offen für KI-Einsatz

Generative KI wird Eingang in die juristische Arbeit finden. Davon sind laut Future Ready Lawyer Studie 2023 des Fachverlags Wolters Kluwer 73% der Juristinnen und Juristen überzeugt. Noch nicht ausreichend vorbereitet sehen sie sich auf die wachsenden Anforderungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG).

Die Studie basiert auf Interviews in Kanzleien, Rechtsabteilungen und bei Rechtsdienstleistern in den USA sowie neun europäischen Ländern (Großbritannien, Deutschland, Niederlande, Italien, Frankreich, Spanien, Polen, Belgien und Ungarn).

Bei der Nutzung von generativer KI (GenAI) stehen die meisten Juristen noch am Anfang. 73% der Befragten erwarten, dass sie GenAI im Lauf des nächsten Jahres in ihre juristische Arbeit integrieren werden. 68% gaben laut Wolters Kluwer an, sich auf die Auswirkungen von GenAI vorbereitet zu fühlen. Nicht einig sind sie sich allerdings darin, ob sie GenAI als Chance oder Bedrohung sehen sollen. In dieser Frage sind zwischen den Befragten in verschiedenen Ländern teils große Unterschiede festzustellen: In den Niederlanden überwiegt der Glaube an die Vorteile generativer KI (65%), in den USA (46%), Belgien (38%) und Frankreich (20%) ist man teils deutlich skeptischer. 

Auch jenseits von KI hat sich bei der juristischen Arbeit der Studie zufolge der Einsatz von Technologie etabliert. 87% gaben laut Wolters Kluwer an, dass Technologie ihre tägliche Arbeit verbessert hat. Weitgehend einig sind sich die Befragten sowohl in Kanzleien wie auch in Rechtsabteilungen darin, dass sie den Einsatz von Technologie künftig weiter ausbauen werden, um ihre Produktivität zu verbessern.

Im Bereich ESG sehen sich viele Befragte noch am Anfang des Weges: Laut der Umfrage sagen 69% der Kanzleien und 61% der Rechtsabteilungen, dass sie noch nicht sehr gut darauf vorbereitet sind, die Erwartungen im Bereich ESG zu erfüllen - und das, obwohl viele ESG für einen wichtigen strategischen Wachstumsbereich halten: Die Hälfte der Befragten erwartet einen Anstieg der Nachfrage in diesem Bereich in den kommenden Jahren.

Fachkräfte-Suche als Herausforderung

Als Herausforderung sehen die Juristen und Juristinnen der Studie zufolge die Aufgabe, eine ausreichende Zahl an passenden Fachkräften für die Arbeit zunächst zu finden, aber auch in der Folge an die Kanzlei oder das Unternehmen zu binden. Die Studie zeigt weiter auf, dass Spezialisierung eine immer größere Rolle spielen wird. Nicht nur 78% der Befragten erwarteten dies, sondern auch die Mandantschaft lege zunehmend Wert darauf.

Vielfalt, Gleichheit, Inklusion und Zugehörigkeit (DEIB) stehen laut Wolters Kluwer auf der Liste der Indikatoren für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz relativ weit unten. Dennoch zeige die Umfrage, dass die meisten Juristen und Juristinnen (88%) mit den Bestrebungen ihres Arbeitgebers, eine vielfältige Belegschaft und eine Kultur der Inklusion zu schaffen, zufrieden sind. 82% der Befragten gaben an, für Unternehmen zu arbeiten, die von sich behaupten, erfolgreich ein vielfältiges und inklusives Umfeld geschaffen zu haben. Allerdings haben nur 55% der befragten Kanzleien und Rechtsabteilungen formale DEIB-Richtlinien. 

Redaktion beck-aktuell, bw, 13. November 2023.