Frauen gewinnen Prozess um Scheiden-Implantate gegen US-Konzern

Mehr als 1.300 Frauen haben in Australien eine Sammelklage gegen den US-Pharmakonzern Johnson & Johnson wegen Gesundheitsstörungen infolge fehlerhafter Scheiden-Implantate gewonnen. Das oberste Bundesgericht gab am 21.11.2019 in Sydney den Frauen Recht, von denen nach eigenen Angaben viele an chronischen Schmerzen leiden. Richterin Anna Katzmann sagte, bei der Entwicklung sogenannter Vaginal-Netze ("Vaginal Mesh") sei "fahrlässig" gehandelt worden. Der Konzern habe die Risiken gekannt. Auf Johnson & Johnson kommt nun eine hohe Geldstrafe zu. Deren Höhe soll im Februar 2020 festgelegt werden. Als Australiens Federal Court das Urteil verkündete, gab es im Gerichtssaal viel Applaus.

Netze nie richtig getestet

Die Netze waren in Australien mehr als zehn Jahre lang im Handel, bis 2017. Das synthetische Gewebe sollte Frauen helfen, die nach Geburten an schwacher Beckenbodenmuskulatur oder unkontrolliertem Urinverlust litten. Die Netze sollten überdehntes oder gerissenes Gewebe unterstützen. Dazu wurden sie – ähnlich wie eine Hängematte – mit einer Operation im Becken fixiert. Richterin Katzmann sagte in der Urteilsbegründung, die Netze seien nie richtig getestet worden. Es habe nie genügend Daten gegeben, dass sie sicher seien.

Gewebeschäden, Entzündungen und Inkontinenz

Bei Frauen, die sich solche Netze einsetzen ließen, hatte dies unter anderem Gewebeschäden, Entzündungen und Inkontinenz zur Folge. Viele Betroffene gaben an, keinen schmerzfreien Sex mehr haben zu können. Entwickelt wurden die Netze von dem Pharmaunternehmen Ethicon, das zu Johnson & Johnson gehört. An der Klage hatten sich 1.350 Frauen beteiligt. Eine Frau sagte in dem Verfahren, die Schmerzen seien so heftig, dass es sich anfühle "als ob ich eine Rasierklinge in der Vagina hätte".

Redaktion beck-aktuell, 21. November 2019 (dpa).

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