Flug MH17: Prozessauftakt in den Niederlanden - Hoffnung auf Gerechtigkeit

Der mit Spannung erwartete Strafprozess um den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 über der Ostukraine.hat am 09.03.2020 vor einem niederländischen Gericht begonnen. Alle 298 Menschen an Bord kamen bei dem Abschuss im Juli 2014 ums Leben. Die Europäische Union begrüßt den Prozess: Dies sei ein Meilenstein, um die Wahrheit herauszufinden und Gerechtigkeit für Opfer und Angehörige zu erreichen, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Drei Russen und ein Ukrainer angeklagt

Der Flug der Malaysia Airlines nach Kuala Lumpur war am 17.07.2014 vom Amsterdamer Flughafen Schiphol aus gestartet. Die Passagiere der Boeing 777 kamen aus zehn Ländern, darunter auch aus Deutschland. Die meisten der Opfer waren Niederländer. Zum Prozessauftakt am 09.03.2020 standen zunächst Verfahrensfragen im Vordergrund. Der Prozess in Badhoevedorp bei Amsterdam dürfte sich bis zum Jahr 2021 hinziehen. Die Akte MH17 hat mittlerweile 36.000 Seiten. Angeklagt sind drei Russen und ein Ukrainer. Ihnen wird 298-facher Mord vorgeworfen. Die Verdächtigen wurden nicht bei Gericht erwartet, wie es am Rande hieß. Russland weist jede Verantwortung zurück.

"Stiftung Flugzeugkatastrophe MH17": "Sehr wichtiger Tag" 

Piet Ploeg, Sprecher der Interessenvertretung "Stiftung Flugzeugkatastrophe MH17", sprach am Rande der Verhandlung von einem sehr wichtigen Tag. "Die Hinterbliebenen haben fünfeinhalb Jahre gewartet. Wir hoffen, dass nun die Wahrheit auf den Tisch kommt", sagte er der Nachrichtengentur ANP zufolge. Ploeg hatte bei der Katastrophe seinen Bruder, seine Schwägerin und seinen Neffen verloren.

EU begrüßt Prozessauftakt

Auch die Europäische Union begrüßt den Prozessauftakt. Dies sei ein Meilenstein, um die Wahrheit herauszufinden und Gerechtigkeit für Opfer und Angehörige zu erreichen, hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell gesagt. Auch Deutschland steht explizit hinter dem Gerichtsverfahren.

Hintergrund: Krieg in der Ostukraine

Hintergrund der Katastrophe ist der blutige Krieg in der Ostukraine. Der Prominenteste unter den Angeklagten ist der damalige Kommandant der prorussischen Rebellen Igor Girkin, genannt "Strelkow". Er ist früherer "Verteidigungsminister" der Separatistenregion Donezk, als höchster Offizier soll er Kontakte zur russischen Armee unterhalten haben. Der frühere russische Offizier Sergej Dubinski war 2014 Stellvertreter Girkins und ebenfalls Kontaktperson zu Russland. Oleg Pulatow soll eine führende Rolle im Geheimdienst der selbst ernannten Republik Donezk gespielt haben. Einziger Ukrainer ist Leonid Chartschenko, er soll eine Kampfeinheit in der Region geleitet haben.

Ermittler: Abschuss mit Rakete russischer Bauart

Nach Darstellung der Ermittler wurde die MH17 von einem Luftabwehrsystem des Typs Buk mit einer Rakete russischer Bauart abgeschossen. Die Angeklagten sollen das System von der 53. Brigade der russischen Armee bei Kursk besorgt und den Transport über die Grenze organisiert haben. Die Beschuldigten wiesen die Vorwürfe zurück. Das Internationale Ermittlungsteam JIT untersucht seit 2014 den Fall, mit Experten aus den am meisten betroffenen Ländern Australien, Malaysia, der Ukraine, Belgien und den Niederlanden. 

Redaktion beck-aktuell, 9. März 2020 (dpa).