Ghosn gelang spektakuläre Flucht aus Japan
Ghosn, ehemaliger Vorstandschef des französisch-japanischen Autobündnisses Renault-Nissan-Mitsubishi, war am 19.11.2018 in Tokio unter anderem wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Im April 2019 kam er unter strengen Auflagen auf Kaution aus der Untersuchungshaft. Im Dezember verließ Ghosn sein Haus in Tokio und nahm den Hochgeschwindigkeitszug nach Osaka. In einem Hotel dort versteckte er sich in einer großen Kiste, die für Audio-Ausrüstung vorgesehen ist. Um atmen zu können, wurden Löcher hineingebohrt. Am Flughafen wurde die Kiste nicht durchleuchtet. In einem Privatjet wurde Ghosn außer Landes gebracht.
Keine Aussicht auf Auslieferung nach Japan
Zunächst folg Ghosn in die Türkei und dann in den Libanon. Er hat neben der französischen auch die libanesische sowie die brasilianische Staatsbürgerschaft. Am 31.12.2019 äußerte sich Ghosn vom Libanon aus und geißelte Japan in einer Wutrede. Er wies alle Vorwürfe zurück und sprach von einer Verschwörung gegen ihn. Japan bemühte sich um seine Auslieferung – doch hat es mit dem Libanon kein Auslieferungsabkommen. Wegen der Flucht gebe es keine Aussicht, dass Ghosn in Japan der Prozess gemacht werden könne, befand das Gericht.
Fluchthelfer in USA verhaftet und ausgeliefert
Seine beiden Fluchthelfer waren im Mai 2020 im US-Bundesstaat Massachusetts verhaftet und im März ausgeliefert worden. Während ihres für japanische Verhältnisse kurzen Prozesses hatten sie sich entschuldigt. Ghosn habe sie hinsichtlich des japanischen Justizsystems getäuscht, hieß es. Sie widersprachen, dass sie finanziell von ihrer Fluchthilfe profitiert hätten. Die rund 1,3 Millionen Dollar, die sie laut der Staatsanwaltschaft von Ghosn erhalten hatten, hätten gerade mal die Kosten für die Aktion gedeckt. Das Gericht befand jedoch, sie hätten aus finanziellen Motiven gehandelt. Sie können das Urteil innerhalb von zwei Wochen anfechten. Hilfe für einen Kriminellen kann in Japan mit bis zu drei Jahren geahndet werden.