Fidor Bank wegen Minikredits "Geld-Notruf" abgemahnt: Unzulässige Änderungsklauseln und unangemessene Mahnkosten

Die Marktwächter Finanzen haben die Fidor Bank erfolgreich wegen des von der Bank angebotenen Minikredits "Geld-Notruf" abgemahnt. Wie die Verbraucherzentrale Sachsen am 29.01.2019 mitteilte, beanstandeten sie unzulässige Änderungsklauseln und unangemessen hohe Mahnkosten. Die Bank habe inzwischen eine umfassende Unterlassungserklärung abgegeben und zugesichert, die beanstandeten Klauseln nicht mehr zu verwenden und die Mahnkosten zu deckeln.

Fidor Bank bietet Minikredit "Geld-Notruf" an

Die Verbraucherzentrale erläutert, dass es sich beim "Geld-Notruf" um einen Minikredit der Fidor Bank AG handele, der auch über das gemeinsame Online-Banking-Angebot des Mobilfunkanbieters O² genutzt werden könne. Mit dem Produkt könnten Verbraucher zunächst 100 Euro für 30 Tage beantragen. Nach erfolgreicher Rückzahlung verdoppelten sich Auszahlungsbetrag und Laufzeit.

Einseitige Änderungsrechte in AGB beanstandet

Die Marktwächter beanstandeten mehrere Bedingungen in den AGB zum "Geld-Notruf", mit denen die Fidor Bank die Voraussetzungen und die Höhe der Geldbeträge bei laufenden Verträgen einseitig habe ändern können. Zudem habe sich das Kreditinstitut das Recht eingeräumt, die Kosten des Kleinkredites jederzeit anzupassen. "Derartige Änderungsrechte nach Abschluss des Vertrages halten wir für unzulässig, insbesondere, wenn sich der Vertrag für den Verbraucher verschlechtert", so Kerstin Schultz, Teamleiterin Marktwächter Finanzen bei der Verbraucherzentrale Sachsen.

Unangemessen hohe Mahngebühren gerügt

Darüber hinaus haben die Marktwächter unverhältnismäßig hohe Mahn- und Servicekosten gerügt. Die Fidor Bank habe für einen ersten "Überfälligkeits-Alert", für die anschließende "Zahlungserinnerung" und die "letzte Mahnung" jeweils drei Euro verlangt. Damit könnten sich die Gesamtmahnkosten im Extremfall innerhalb weniger Tage auf neun Euro belaufen.

Hohe Fixkosten kritisiert

Die Fixkosten des Geld-Notrufs seien zwar nicht Teil der Abmahnung gewesen. Nach Auffassung der Marktwächterexperten sind sie mit sechs Euro im Vergleich zu anderen Krediten aber hoch. "Das Angebot ist verhältnismäßig teuer. Selbst bei gleicher Laufzeit und einem sehr hohen Dispozins von 12,5% betragen die Fixkosten vergleichbarer Kredite 1,04 Euro", sagt Schultz.

Fidor Bank unterlässt Verwendung gerügter Klauseln und deckelt Mahnkosten

Wie die Verbraucherzentrale mitteilt, hat die Fidor Bank in mehreren Schritten mittlerweile eine vollständige Unterlassungserklärung abgegeben und zugesichert, die beanstandeten Bestimmungen nicht mehr zu verwenden sowie die Mahnkosten auf maximal drei Euro zu deckeln. Diese Verpflichtung gelte für Neuverträge, die ab dem 16.11.2018 geschlossen worden seien. 

Redaktion beck-aktuell, 29. Januar 2019.

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