FG Müns­ter: Zeit­li­che Zäsur zwi­schen Be­rufs­un­fä­hig­keits- und Al­ters­ren­te lässt "er­gän­zen­de Ab­si­che­rung" ent­fal­len

Bei einem kom­bi­nier­ten Be­rufs­un­fä­hig­keits- und Ren­ten­ver­si­che­rungs­ver­trag liegt keine er­gän­zen­de Ab­si­che­rung der Be­rufs­un­fä­hig­keit vor, wenn zwi­schen der Aus­zah­lung der bei­den Ren­ten­be­stand­tei­le eine zeit­li­che Zäsur be­steht. Dies hat das Fi­nanz­ge­richt Müns­ter mit einem jetzt ver­öf­fent­lich­ten Ur­teil vom 30.01.2018 ent­schie­den. Kon­se­quenz sei, dass die Be­rufs­un­fä­hig­keits­ren­te le­dig­lich mit dem Er­trags­an­teil zu be­steu­ern ist. Der Senat hat die Re­vi­si­on zum Bun­des­fi­nanz­hof zu­ge­las­sen (Az.: 5 K 3324/16 E, BeckRS 2018, 2200).

Mehr als die Hälf­te der Bei­trä­ge für Al­ters­ren­te

Der 1969 ge­bo­re­ne Klä­ger be­zieht seit dem 01.09.2009 eine pri­va­te Be­rufs­un­fä­hig­keits­ren­te, die 2029 endet. Den Ver­trag über diese Ver­si­che­rung hatte er zu­sam­men mit einer pri­va­ten le­bens­lan­gen Al­ters­ren­te ab­ge­schlos­sen, die ab dem 01.09.2034 aus­zu­zah­len ist. Von den mo­nat­li­chen Bei­trä­gen ent­fal­len mehr als die Hälf­te auf die Al­ters­ren­te. Der Be­klag­te un­ter­warf die Ren­ten­zah­lung für das Streit­jahr 2014 mit einem Be­steue­rungs­an­teil von 58% der Ein­kom­men­steu­er. Der Klä­ger be­gehr­te dem­ge­gen­über eine Be­steue­rung mit dem Er­trags­an­teil in Höhe von le­dig­lich 21%.

Be­rech­ti­gung zum Son­der­aus­ga­ben­ab­zug ma­ß­geb­lich

Der Senat gab der Klage jetzt statt. Die Ver­steue­rung einer Rente mit dem hö­he­ren Be­steue­rungs­an­teil komme nur dann in Be­tracht, wenn die ent­spre­chen­den Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge zum Son­der­aus­ga­ben­ab­zug be­rech­tigt haben. Dies sei nach dem Ge­setz bei einer kom­bi­nier­ten Ver­si­che­rung über eine le­bens­lan­ge Al­ters­ren­te nur dann der Fall, wenn diese le­dig­lich die er­gän­zen­de Ab­si­che­rung des Ein­tritts der Be­rufs­un­fä­hig­keit vor­se­he.

Abzug nur bei zeit­lich lü­cken­lo­sem Schutz

Für die Aus­le­gung des Merk­mals der "er­gän­zen­den Ab­si­che­rung“ komme es vor­ran­gig auf den Um­fang der Bei­trags­an­tei­le an. Da im Streit­fall mehr als die Hälf­te der Ver­si­che­rungs­bei­trä­ge auf die Al­ters­ver­sor­gung ent­fie­len, sei grund­sätz­lich von einer le­dig­lich er­gän­zen­den Ab­si­che­rung der Be­rufs­un­fä­hig­keit aus­zu­ge­hen. Dem stehe je­doch ent­ge­gen, dass die Al­ters­ren­te nach dem Ver­trag erst fünf Jahre nach Ab­lauf der Be­rufs­un­fä­hig­keits­ren­te be­gin­ne. Nach dem Sinn und Zweck des Ge­set­zes soll­ten nur sol­che Ver­trä­ge zum Son­der­aus­ga­ben­ab­zug be­rech­ti­gen, die einen zeit­lich lü­cken­lo­sen Schutz des Steu­er­pflich­ti­gen ge­wäh­ren. Dies sehe der vom Klä­ger ab­ge­schlos­se­ne Ver­trag ge­ra­de nicht vor, so dass ein Son­der­aus­ga­ben­ab­zug nicht mög­lich und im Ge­gen­zug eine ge­rin­ge­re Be­steue­rung mit dem Er­trags­an­teil vor­zu­neh­men sei.

FG Münster, Urteil vom 30.01.2018 - 5 K 3324/16 E

Redaktion beck-aktuell, 16. März 2018.

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