FG Müns­ter: Pro­zess­kos­ten zur Er­lan­gung nach­ehe­li­chen Un­ter­halts sind bei Re­al­split­ting als Wer­bungs­kos­ten ab­zugs­fä­hig

Pro­zess­kos­ten zur Er­lan­gung nach­ehe­li­chen Un­ter­halts sind als Wer­bungs­kos­ten ab­zugs­fä­hig, wenn der Un­ter­halts­emp­fän­ger die Un­ter­halts­leis­tun­gen als sons­ti­ge Ein­künf­te ver­steu­ert. Dies hat das Fi­nanz­ge­richt Müns­ter mit Ur­teil vom 03.12.2019 ent­schie­den. Das FG hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen (Az.: 1 K 494/18 E, BeckRS 2019, 32868).

Streit um Be­rück­sich­ti­gung von Pro­zess­kos­ten zur Er­lan­gung nach­ehe­li­chen Un­ter­halts

Die Klä­ge­rin und ihr mitt­ler­wei­le ge­schie­de­ner Ehe­mann führ­ten vor dem Amts­ge­richt ein fa­mi­li­en­recht­li­ches Streit­ver­fah­ren, das die Schei­dung, den Ver­sor­gungs­aus­gleich sowie den nach­ehe­li­chen Un­ter­halt um­fass­te. Im Jahr 2014 wur­den sie ge­schie­den und der frü­he­re Ehe­mann der Klä­ge­rin zu mo­nat­li­chen Un­ter­halts­zah­lun­gen ver­pflich­tet. Da­ge­gen er­ho­ben die Klä­ge­rin Be­schwer­de und ihr frü­he­rer Ehe­mann An­schluss­be­schwer­de beim Ober­lan­des­ge­richt. Streit­ge­gen­stand die­ses Ver­fah­rens war die Höhe des zu zah­len­den nach­ehe­li­chen Un­ter­halts, wobei der frü­he­re Ehe­mann der Klä­ge­rin be­gehr­te, kei­nen Un­ter­halt zu zah­len, und die Klä­ge­rin hö­he­re mo­nat­li­che Zah­lun­gen for­der­te.

Ge­richt­li­cher Ver­gleich be­en­det Ver­fah­ren

Im Jahr 2015 kam ein ge­richt­li­cher Ver­gleich über die Un­ter­halts­hö­he zu­stan­de. In ihrer Ein­kom­men­steu­er­erklä­rung 2015 er­klär­te die Klä­ge­rin so­ge­nann­te sons­ti­ge Ein­künf­te in Höhe der er­hal­te­nen Un­ter­halts­zah­lun­gen und mach­te die Pro­zess­füh­rungs­kos­ten (Ge­richts- und Rechts­an­walts­kos­ten), die auf die Ver­fah­ren be­tref­fend den nach­ehe­li­chen Un­ter­halt ent­fie­len, steu­er­min­dernd gel­tend. Das Fi­nanz­amt lehn­te die Be­rück­sich­ti­gung ab.

FG: Pro­zess­kos­ten wegen Ver­steue­rung der Un­ter­halts­zah­lun­gen ab­zugs­fä­hig

Das FG hat der da­ge­gen er­ho­be­nen Klage statt­ge­ge­ben. Bei der Klä­ge­rin als Un­ter­halts­emp­fän­ge­rin seien die Pro­zess­füh­rungs­kos­ten als Wer­bungs­kos­ten zu be­rück­sich­ti­gen, weil sie den Un­ter­halt ihres ge­schie­de­nen Ehe­man­nes nach § 22 Nr. 1a EStG ver­steue­re. Die Klä­ge­rin habe die Pro­zess­füh­rungs­kos­ten auf­ge­wen­det, um zu­künf­tig (hö­he­re) steu­er­ba­re Ein­künf­te in Form von Un­ter­halts­leis­tun­gen zu er­hal­ten. Die Un­ter­halts­zah­lun­gen seien gemäß § 22 Nr. 1a EStG als steu­er­ba­re Ein­künf­te zu be­han­deln, weil der ge­schie­de­ne Ehe­mann als Zah­lungs­ver­pflich­te­ter die Mög­lich­keit ge­habt habe, seine Un­ter­halts­zah­lun­gen als Son­der­aus­ga­ben gemäß § 10 Abs. 1a EStG ab­zu­zie­hen (so­ge­nann­tes Re­al­split­ting). Die Un­ter­halts­zah­lun­gen wür­den den üb­ri­gen Ein­künf­ten in­so­weit voll­stän­dig gleich­ge­stellt. Dar­aus folge, dass auch ein Wer­bungs­kos­ten­ab­zug voll­um­fäng­lich mög­lich sein müsse.

Ab­zugs­fä­hig­keit als au­ßer­ge­wöhn­li­che Be­las­tun­gen hier nicht er­heb­lich

Ab­schlie­ßend weist das FG dar­auf hin, dass es über die Frage, unter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen Pro­zess­füh­rungs­kos­ten zur Gel­tend­ma­chung nach­ehe­li­chen Un­ter­halts gemäß § 33 Abs. 2 S. 4 EStG als au­ßer­ge­wöhn­li­che Be­las­tun­gen ab­zugs­fä­hig sein könn­ten, nicht habe ent­schei­den müs­sen, das da die Auf­wen­dun­gen der Klä­ge­rin voll­stän­dig als Wer­bungs­kos­ten be­rück­sich­ti­gungs­fä­hig ge­we­sen seien.

FG Münster, Urteil vom 03.12.2019 - 1 K 494/18 E

Redaktion beck-aktuell, 7. Januar 2020.

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