FG Hes­sen: Falsch­geld­be­zug bei be­ruf­lich ver­an­lass­tem Geld­wech­sel­ge­schäfts kann zu Wer­bungs­kos­ten­ab­zug füh­ren

Ein im Ver­trieb auf Pro­vi­si­ons­ba­sis be­schäf­tig­ter Ar­beit­neh­mer, der im Zuge eines einem Ma­schi­nen­ver­kauf vor­ge­schal­te­ten Geld­wech­sel­ge­schäfts Falsch­geld un­ter­ge­scho­ben be­kommt, kann sei­nen Scha­den steu­er­lich als Wer­bungs­kos­ten ab­zie­hen. Dies hat das Fi­nanz­ge­richt Hes­sen mit Ur­teil vom 11.03.2019 ent­schie­den (Az.: 9 K 593/18).

Geld­wech­sel­ge­schäft war Vor­be­din­gung für Kauf­ver­trag

Ge­klagt hatte ein Ar­beit­neh­mer, der für die Ver­mitt­lung von Ma­schi­nen­ver­käu­fen von sei­nem Ar­beit­ge­ber Pro­vi­sio­nen er­hält. Er fiel auf einen Kauf­in­ter­es­sen­ten her­ein, der be­haup­te­te, eine in­ter­na­tio­na­le In­ves­to­ren­grup­pe zu ver­tre­ten, die als Vor­be­din­gung für den Kauf der Ma­schi­nen die Durch­füh­rung eines Geld­wech­sel­ge­schäfts mit 500-Euro-Schei­nen ver­lan­ge, weil die In­ves­to­ren­grup­pe sich ihres ent­spre­chen­den Be­stan­des an 500-Euro-Noten wegen des ge­rüch­te­wei­se ins­be­son­de­re in Ita­li­en be­vor­ste­hen­den Ein­zugs sol­cher Bank­no­ten ent­le­di­gen wolle. 

Geld­wech­sel­ge­schäft ohne Wis­sen des Ar­beit­ge­bers durch­ge­führt - Falsch­geld er­hal­ten

Nach­dem die Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen in einen vom Vor­ge­setz­ten des Klä­gers un­ter­schrie­be­nen Vor­ver­trag ge­mün­det waren, traf sich der Klä­ger ohne Wis­sen sei­nes Vor­ge­setz­ten mit dem In­ter­es­sen­ten im eu­ro­päi­schen Aus­land in einem Hotel. Dort über­gab er die­sem 250.000 Euro in 200-Euro-Bank­no­ten und er­hielt im Ge­gen­zug eben­falls 250.000 Euro, je­doch in 500-Euro-Bank­no­ten. Das von dem Klä­ger mit­ge­führ­te Geld stamm­te aus des­sen pri­va­tem Be­reich. Zu­nächst stell­te der Klä­ger die Echt­heit des er­hal­te­nen Gel­des di­rekt im Zuge der Über­ga­be im Hotel mit­hil­fe eines Ge­rä­tes fest. Spä­ter er­kann­te er je­doch, dass das er­hal­te­ne Geld nach der Über­ga­be noch im Hotel und von ihm un­be­merkt in of­fen­sicht­li­ches Falsch­geld aus­ge­wech­selt wor­den war.

Fi­nanz­amt lehn­te Wer­bungs­kos­ten­ab­zug ab

Das Fi­nanz­amt lehn­te den gel­tend ge­mach­ten Wer­bungs­kos­ten­ab­zug in Höhe von 250.000 Euro ab, da das Geld­wech­sel­ge­schäft ohne das Wis­sen des Ar­beit­ge­bers durch­ge­führt wor­den und dem ei­gent­li­chen Kauf­ver­trag nur vor­ge­schal­tet ge­we­sen sei. Zudem sei der straf­recht­li­che Cha­rak­ter des Geld­wech­sel­ge­schäfts ganz of­fen­sicht­lich ge­we­sen.

FG: Er­lit­te­ner Ver­lust aus­schlie­ß­lich be­ruf­lich ver­an­lasst

Das FG hat der Klage statt­ge­ge­ben. Denn der vom Klä­ger er­lit­te­ne Ver­lust aus dem Geld­wech­sel­ge­schäft sei aus­schlie­ß­lich be­ruf­lich ver­an­lasst ge­we­sen. Eine pri­va­te Mit­ver­an­las­sung habe nicht be­stan­den. So er­hal­te der Klä­ger aus­weis­lich des Ar­beits­ver­tra­ges Ver­kaufs­pro­vi­sio­nen für den Ab­schluss von Ver­käu­fen über die von sei­nem Ar­beit­ge­ber an­ge­bo­te­nen Ma­schi­nen. Wenn der Ver­kauf der Ma­schi­nen in Mil­lio­nen­hö­he an die an­geb­li­che In­ves­to­ren­grup­pe zu­stan­de ge­kom­men wäre, hätte der Klä­ger von sei­nem Ar­beit­ge­ber eine ent­spre­chen­de Pro­vi­si­on er­hal­ten, was der Vor­ge­setz­te in der münd­li­chen Ver­hand­lung als Zeuge be­stä­tigt habe. Der In­ter­es­sent habe den Ab­schluss des Kauf­ver­tra­ges zudem von dem Geld­wech­sel­ge­schäft im Sinne einer Vor­be­din­gung ab­hän­gig ge­macht und den Vor­ver­trag auch erst im Zuge des Gel­wech­sels im Hotel un­ter­schrie­ben. Der Klä­ger habe damit das Geld in der Er­war­tung ge­wech­selt, Ar­beits­lohn in Form einer Pro­vi­si­on zu er­lan­gen. Die er­for­der­li­che Kau­sa­li­tät zwi­schen Geld­wech­sel­ge­schäft und Pro­vi­si­on liege damit vor.

Et­wai­ge Fahr­läs­sig­keit des Klä­gers un­er­heb­lich

Dass das Geld­wech­sel­ge­schäft dem Kauf­ver­trag vor­ge­schal­tet ge­we­sen sei, lasse die be­ruf­li­che Ver­an­las­sung des Wech­sel­ge­schäfts nicht ent­fal­len, so das FG wei­ter. Auch seien eine et­wai­ge Fahr­läs­sig­keit des Klä­gers und der feh­len­de wirt­schaft­li­che Sinn des Wech­sel­ge­schäf­tes für den Wer­bungs­kos­ten­ab­zug un­er­heb­lich. In Be­trugs­fäl­len sei die ob­jek­ti­ve Un­taug­lich­keit der Auf­wen­dun­gen auch nicht er­kenn­bar. Für ein et­wai­ges straf­ba­res Ver­hal­ten des Klä­gers und ins­be­son­de­re für ein kri­mi­nel­les Zu­sam­men­wir­ken des Klä­gers mit dem In­ter­es­sen­ten sei nach den kon­kre­ten Um­stän­den nicht er­sicht­lich.

FG Hessen, Urteil vom 09.04.2019 - 9 K 593/18

Redaktion beck-aktuell, 10. April 2019.

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