Zwei Tankstellen als ein Gewerbebetrieb
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© Harald Tittel / dpa

Betreibt ein Pächter in derselben Gemeinde zwei Tankstellen, die zwar finanziell voneinander getrennt sind, aber denselben Franchisegeber haben, und werden zudem auch Waren und Personal untereinander ausgetauscht, so handelt es sich gewerbesteuerlich um ein und denselben Gewerbebetrieb, sodass der Gewerbesteuerfreibetrag nur einmal zu gewähren ist. Dies hat mit Urteil vom 23.06.2020 das Finanzgericht Düsseldorf entschieden.

Zwei Tankstellen in derselben Straße

Der Kläger betrieb innerhalb einer Gemeinde auf derselben Straße zwei Tankstellen. Die Entfernung zwischen den beiden Tankstellen betrug circa 600 Meter. Die Beteiligten stritten darüber, ob diese beiden Tankstellen im Streitjahr 2014 als zwei gesonderte Gewerbebetriebe anzusehen waren und dem Kläger folglich für beide Betriebe jeweils ein Gewerbesteuerfreibetrag zu gewähren war. Das beklagte Finanzamt vertrat die Auffassung, dass die beiden Tankstellen einen einheitlichen Gewerbebetrieb bilden würden. Infolgedessen addierte es die erzielten Ergebnisse der beiden Tankstellen und gewährte den Gewerbesteuerfreibetrag nur einmal. Mit seiner dagegen gerichteten Klage machte der Kläger geltend, dass zwischen den beiden Tankstellen kein finanzieller, organisatorischer und wirtschaftlicher Zusammenhang bestanden habe. Beide Betriebe seien separat geführt worden.

FG: Tankstellen organisatorisch und wirtschaftlich verbunden

Das FG Düsseldorf hat die Klage abgewiesen. Es kam aufgrund einer Gesamtwürdigung der Verhältnisse zu dem Ergebnis, dass der Kläger einen einheitlichen Gewerbebetrieb geführt hat. Die beiden Tankstellen seien nicht vollkommen selbstständig geführt worden. Es habe zwar kein finanzieller Zusammenhang bestanden, weil für beide Tankstellen Bankkonten und Buchhaltung getrennt geführt worden seien. Dies reiche aber nicht aus. In organisatorischer und wirtschaftlicher Hinsicht habe zwischen den beiden Tankstellen ein nicht unwesentlicher Zusammenhang bestanden.

Gleiche Lieferanten sowie Austausch von Waren und Personal

Die Richter stellten dabei insbesondere darauf ab, dass für beide Tankstellen mit dem gleichen Franchisegeber ein Vertrag bestanden habe, sodass die Waren von den gleichen Lieferanten bezogen worden seien. Zudem habe – jedenfalls in Ausnahmefällen – zwischen den beiden Tankstellen ein Austausch von Waren und Personal stattgefunden. Hinzu komme die räumliche Nähe der beiden Tankstellen sowie die gleichartige Betätigung

Revision zugelassen

Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig. Das FG hat zur Fortbildung des Rechts die Revision zugelassen.

FG Düsseldorf, Urteil vom 23.06.2020 - 10 K 197/17 G

Redaktion beck-aktuell, 6. Juli 2020.