FG Düs­sel­dorf: Zu­stel­lung von Ein­kom­men­steu­er­be­schei­den in der Schweiz seit 2017 mög­lich

Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de, die ein deut­sches Fi­nanz­amt an einen in der Schweiz le­ben­den Steu­er­pflich­ti­gen öf­fent­lich zu­stellt, wer­den man­gels ord­nungs­ge­mä­ßer Be­kannt­ga­be nicht wirk­sam. Dies hat das Fi­nanz­ge­richt Düs­sel­dorf mit Ur­teil vom 08.10.2019 ent­schie­den. Denn Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de könn­ten seit 2017 in der Schweiz per Ein­schrei­ben mit Rück­schein zu­ge­stellt wer­den (Az.: 10 K 963/18 E, BeckRS 2019, 25952). Das FG hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen.

Fi­nanz­amt ver­lang­te in­län­di­schen Emp­fangs­be­voll­mäch­tig­ten

Die Be­tei­lig­ten strit­ten dar­über, ob das be­klag­te Fi­nanz­amt Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de öf­fent­lich zu­stel­len durf­te. Der Klä­ger lebt seit 2013 in der Schweiz. Der Auf­for­de­rung des Be­klag­ten, einen in­län­di­schen Emp­fangs­be­voll­mäch­tig­ten zu be­stel­len, kam er nicht nach. Statt­des­sen bat der Klä­ger den Be­klag­ten, ihm sämt­li­che Schrei­ben an seine Wohn­an­schrift in der Schweiz zu schi­cken.

Öf­fent­li­che Zu­stel­lung an­ge­ord­net

Im April 2017 er­ließ der Be­klag­te ge­än­der­te Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de für die Ver­an­la­gungs­zeit­räu­me 2009 bis 2013. Er ord­ne­te die öf­fent­li­che Zu­stel­lung der Be­schei­de an und in­for­mier­te den Klä­ger dar­über. Der Be­klag­te ver­trat die An­sicht, dass eine Zu­stel­lung der Be­schei­de in der Schweiz nicht zu­läs­sig sei. Da der Klä­ger kei­nen Emp­fangs­be­voll­mäch­tig­ten be­nannt habe, könne eine Zu­stel­lung nur im Wege der öf­fent­li­chen Zu­stel­lung er­fol­gen. Da­ge­gen klag­te der Klä­ger.

FG: Per­sön­li­che Zu­stel­lung in der Schweiz mög­lich

Das FG hat der Klage statt­ge­ge­ben und fest­ge­stellt, dass die Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de man­gels ord­nungs­ge­mä­ßer Be­kannt­ga­be nicht wirk­sam ge­wor­den seien. Eine öf­fent­li­che Zu­stel­lung habe nicht er­fol­gen dür­fen, weil eine Zu­stel­lung in der Schweiz mög­lich ge­we­sen sei. Die Fi­nanz­be­hör­de hätte viel­mehr die Be­schei­de dem Klä­ger in der Schweiz per­sön­lich zu­stel­len kön­nen.

Ver­weis auf ge­än­der­tes Über­ein­kom­men

Das Ge­richt stütz­te sich in sei­ner Be­grün­dung auf eine über­ar­bei­te­te Fas­sung des Über­ein­kom­mens über die ge­gen­sei­ti­ge Amts­hil­fe in Steu­er­sa­chen zwi­schen der Schweiz und der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Die­ses Über­ein­kom­men gelte in der Schweiz seit dem Jah­res­be­ginn 2017 und er­lau­be die Zu­stel­lung von Ein­kom­men­steu­er­be­schei­den in der Schweiz per Ein­schrei­ben mit Rück­schein. Diese Mög­lich­keit be­stehe - ent­ge­gen der An­sicht der deut­schen Fi­nanz­be­hör­den - nicht nur für Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de ab dem Ver­an­la­gungs­zeit­raum 2018, son­dern für sämt­li­che Ein­kom­men­steu­er­be­schei­de. Das FG hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen, weil es an einer höchst­rich­ter­li­chen Ent­schei­dung dazu fehle, ob Art. 28 Abs. 6 Satz 1 des Über­ein­kom­mens auch für die Zu­stel­lung von Schrift­stü­cken gemäß Art. 17 Abs. 3 des Über­ein­kom­mens gilt.

FG Düsseldorf, Urteil vom 08.10.2019 - 10 K 963/18 E

Redaktion beck-aktuell, 13. November 2019.

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