FG Düsseldorf zur Grunderwerbsteuer: Mittelbar an Personengesellschaft beteiligte Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft keine "Altgesellschafter"

Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft, die ihrerseits Gesellschafterin einer Personengesellschaft ist, sind an letzterer nicht unmittelbar beteiligt und daher keine Altgesellschafter, sodass ein Übergang von Anteilen der Personengesellschaft auf Gesellschafter der Kapitalgesellschaft Grunderwerbsteuer auslösen kann, wenn sich im Vermögen der Personengesellschaft ein inländisches Grundstück befindet. Dies geht aus einem Urteil des Düsseldorfer Finanzgerichts vom 29.03.2017 hervor (Az.: 7 K 439/10 GE, nicht rechtskräftig).

Streit um Steuerbarkeit eines Umstrukturierungsvorgangs

Streitig ist die Steuerbarkeit eines Umstrukturierungsvorgangs. Gesellschafter der A GmbH & Co. KG waren die A GmbH als Komplementärin (ohne vermögensmäßige Beteiligung) sowie die B GmbH (Beteiligung: 100 Euro) und die C GmbH (Beteiligung: 9.900 Euro) als Kommanditisten. Die A GmbH & Co. KG war Eigentümerin von Grundbesitz. Im Jahr 2007 wurde eine Umstrukturierung durchgeführt. In einem ersten Schritt übertrug die C GmbH einen Kommanditanteil in Höhe von 600 Euro auf ihren Gesellschafter D. In einem zweiten Schritt wurde die C GmbH, die mittlerweile als E GmbH firmierte, auf die F GmbH verschmolzen.

Anteile zu 99% auf neue Gesellschafter übergegangen

Das beklagte Finanzamt behandelte diese Vorgänge als grunderwerbsteuerbaren Gesellschafterwechsel und erließ einen entsprechenden Feststellungsbescheid. Zur Begründung führte es aus, dass 99% der Anteile an der A GmbH & Co. KG auf neue Gesellschafter übergegangen seien. Der Einspruch der Klägerin blieb ohne Erfolg.

Gesellschafterwechsel unterliegt hier Grunderwerbsteuer

Das FG Düsseldorf hat die Auffassung der Finanzverwaltung bestätigt. Gehört zum Vermögen einer Personengesellschaft ein inländisches Grundstück und ändert sich innerhalb von fünf Jahren der Gesellschafterbestand unmittelbar oder mittelbar dergestalt, dass mindestens 95% der Anteile am Gesellschaftsvermögen auf neue Gesellschafter übergehen, gelte dies als ein auf die Übereignung eines Grundstücks auf eine neue Personengesellschaft gerichtetes Rechtsgeschäft. Dieser Tatbestand sei im Streitfall dem Grunde nach erfüllt, da insgesamt 99% der Anteile an der A GmbH & Co. KG übertragen worden seien, und zwar 93% von der E GmbH (ehemals C GmbH) auf die F GmbH und weitere 6% von der C GmbH auf D. Damit unterliege der Gesellschafterwechsel der Grunderwerbsteuer.

Keine Altgesellschafter gegeben

Entgegen der Ansicht der Klägerin seien weder die F GmbH noch D als so genannte Altgesellschafter anzusehen. Durch die Verschmelzung der E GmbH auf die F GmbH sei ein Übergang von 93% der Kommanditanteile erfolgt. Die Verschmelzung einer Kapitalgesellschaft auf eine weitere Kapitalgesellschaft könne den grunderwerbsteuerlichen Tatbestand erfüllen. Bei der F GmbH habe es sich auch um eine Neugesellschafterin gehandelt, da sie nicht an der Klägerin beteiligt gewesen sei. Gleiches gelte – trotz seiner Beteiligung an der E GmbH – für D. Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft, die ihrerseits Gesellschafterin einer Personengesellschaft ist, seien an letzterer nicht unmittelbar beteiligt und daher nicht Altgesellschafter. Altgesellschafterin könne nur die Kapitalgesellschaft selbst sein. Das FG Düsseldorf hat die Revision zum Bundesfinanzhof zugelassen.

FG Düsseldorf, Urteil vom 29.03.2017 - 7 K 439/10

Redaktion beck-aktuell, 9. Mai 2017.